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Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.
15.07.2009, 13:13
Vorwort:
Klausurenblock - ich muss mich mal wieder mit etwas anderem als Texten und Textkompetenzen im Englischunterricht (Thema des Fachdidaktikseminars) beschäftigen.
Ausgangssituation:
Es ist große Pause und dein Kollege und du (beides Schulsanis mit eurer realen Ausbildung) sitzt im Sanraum und diskutiert gerade über Herrn Schneider, einen von euch nicht gerade geliebten Deutschlehrer.
Euer Einsatz:
5 Minuten nach Beginn der Pause klopft es an eurer Tür und ihr werdet von einem aufgeregten Unterstufenschüler (5-6. Klasse) gebeten, doch mal schnell mitzukommen, weil der Timm die Treppe runtergestürzt sei.
Euer Material:
- diverses vorgeschriebenes Verbandszeugs
- 1 Trage
- mehrere Decken
- Blutdruckmessgerät
- eine Tasche mit Schienungsmaterial (Samsplint, Stifneck etc)
Also - los gehts
lg Caro
15.07.2009, 13:20
Ich habe mich auch schon eine ganze Weile nicht mehr an einem Fallbeispiel versucht. Außerdem habe ich ebenfalls keine Lust mehr für meine Jura-Klausuren zu lernen...
Ist der meldende Schüler augenscheinlich unverletzt?
Dann schnappen wir uns mal unsere Ausrüstung (Trage kann bleiben wo sie ist) und machen uns auf den Weg. Kann uns der Schüler unterwegs bereits sagen, ob er gesehen hat, was passiert ist?
Was herrschen für Wetterbedingungen, wie hoch ist die Treppe, welches Material, evtl. weitere Verletzte, etvl. anwesende Lehrer?
15.07.2009, 13:27
Ja - dem meldenden Schüler gehts, abgesehen davon, dass er etwas aufgeregt ist, blendend.
Er berichtet euch folgendes "Also - ehm - der Timm und ich *schluchtz* wollten gerade die Treppe runter gehen, weil ja Pause ist. Und als wir so auf der Hälfte angekommen waren, ist der Timm von hinten geschubst worden und dann runtergefallen *nochmalschluchtz*"
Was das Wetter angeht, bleibt nur zu sagen, dass es gerade heftig gewittert - was euch aber primär erstmal egal sein kann, weil die Treppe im Innneren des Gebäudes ist.
Das Material ist in meinem ersten Beitrag schon erwähnt.
Ihr entscheidet euch also, dem Schüler zu folgen und seht, dass sich um Timm schon die allseits bekannte Schülertraube gebildet hat. Nachdem ihr euch dort erfolgreich durchgewurschtelt habt, seht ihr, dass Herr Schneider bereits neben Timm kniet und dabei ist, Erste Hilfe zu leisten.
Und nun?
15.07.2009, 13:39
Liegt Timm denn noch auf der Treppe oder hat er es bis nach ganz unten "geschafft" und wie weit wäre er in dem Fall gefallen? Ich nehme an, dass er sich vor Eintreffen bereits auf den Rücken gedreht hat, richtig? Ist er wach und ansprechbar? Sehe ich bereits auf den ersten Blick ohne Bodycheck Wunden oder Fehlstellungen?
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Akkon am 15.07.2009, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
15.07.2009, 13:45
Also wenn schon fallen - dann auch richtig. Timm hat ca 3 Meter freien Flug bis ans untere Ende der Treppe hinter sich, wo er jetzt mit dem Rücken ans eine Wand gelehnt sitzt und weint. Du kannst auf den ersten Blick erkennen, dass er eine Platzwunde an der rechen Schläfe hat und seinen linken Arm in Schonhaltung hält.
15.07.2009, 13:58
Den anwesenden Lehrer bitte ich zuerst Timms Kopf mit beiden Händen zu fixieren.
"Hallo Timm! Ich bin Stefan vom Schulsanitätsdienst. Du bist hier die Treppe runtergefallen, richtig? Kannst du dich da dran erinnern?"
Mein imaginärer Kollege kann schon mal eine Kompresse rausholen und die (mit Handschuhen...) gegen die Kopfplatzwunde drücken.
"Der Herr xy hält deinen Kopf erstmal fest, falls da was sein sollte und ich taste dich jetzt einmal von oben bis unten ab und du sagst mir bitte, wenn es dir da weh tut, in Ordnung?"
Ich beginne am Kopf mit dem Bodycheck, achte auch auf Rückenpartie, teste Brustkorb, rechten Arm+Motorik, Bauch, Becken, beide Beine+Motorik und zuletzt ganz leicht den linken Arm. Stelle ich Instabilitäten, Fehlstellungen, Wunden, Schmerzen, etc fest?
15.07.2009, 14:04
Das ist ja prinzipiell alles recht nett - aber nicht so voreilig.
Als ihr euch neben den Patienten knien wollt, bemerkt auch Herr Schneider eure Anwesenheit und meint "Ah - schön dass ihr da seid. Wieviele seid ihr? 2? Ok, dann kann ja einer schonmal den Notruf absetzen - Zustand nach Treppensturz, offensichtlich Kopfplatzwunde und Unterarmfraktur - und der andere schafft mir mal bitte diese Schülertraube da vom Hals. Ich kümmer mich um Timm". Dann nimmt er euch dankend eure Santaschen ab und fängt an, darin nach etwas zu suchen.
Ok - während ihr euch weiter überlegt, was ihr mit Timm und eurem hilfsbereiten Lehrer macht, fahr ich jetzt erstmal an die Uni und bin wahrscheinlich erst heute abend wieder da.
Lg Caro
15.07.2009, 14:19
Alles klar, dann ist das im letzten Beitrag das, was ich jetzt machen
würde.
Den Lehrer wollte ich jetzt im nächsten Beitrag fragen ob er was gesehen hat. Ist dieser uns denn als besonders erfahren auf diesem Gebiet bekannt? Seine Formulierungen klangen so.
Gut, den Notruf setzen wir dann mal artig ab, der wäre sowieso gekommen und zeigt dem Lehrer, dass wir prompt auf ihn reagieren. Beim jetzigen Stand der Dinge wird ein RTW angefordert.
Den Lehrer frage ich, ob ich ihm nicht doch zur Hand gehen soll, zu zweit hat man ja schließlich doch mehr Augen und Hände, darüber hinaus sei ein Sturz aus der Höhe ja schon gefährlich.
Mein imaginärer Kollege, vielleicht taucht ja noch ein "echter" auf, kann versuchen die Schülerschaft etwas zu zerstreuen. "Ihr habt gehört was Herr Schneider gesagt hat. Lasst uns mal in Ruhe schaffen, die Pause is' eh gleich rum."
Ich bin auch erst heute Abend so gegen sechs wieder aus der Uni zurück, das passt dann ja.
15.07.2009, 17:52
Euch ist nicht bekannt, dass der Lehrer irgendwie in einer Hilfsorganisation aktiv ist oder irgendeine medizinische Ausbildung hat. Wie gesagt, ihr könnt ihn sowieso nicht ausstehen, weil es Berichten zufolge schon mehrfach Spannungen zwischen ihm und einigen eurer Schulsanis gab.
Nichts desto trotz wirkt er ziemlich organisiert.
"Ich habe den Sturz auch nicht beobachten können und weiß genauso viel wie ihr. Ich denke, ich werde sehr wohl alleine mit dem Timm fertig - immerhin ist der ja auch in meiner Klasse und mir als relativ ängstlicher Schüler bekannt. Mir wäre lieber, wenn so wenig Leute wie möglich an ihm rumwerkeln würden. Da dein Kollege immernoch mit der Horde da beschäftigt ist *aufdiewiderspenstigenschülerzeig*, wäre mir lieber, wenn du den RTW einweisen könntest"
Während er mit dir redet, hat er bereits eine sterile Kompresse und eine Mullbinde aus eurer Tasche gezogen, bastelt am Kopfverband für die Platzwunde und redet beruhigend auf Timm ein, der ziemlich eingeschüchtert und ängstlich wirkt.
15.07.2009, 18:33
Na da hast du dir ja was einfallen lassen, Caro.
Da Timm augenscheinlich sehr verängstigt wirkt möchte ich ihn eigentlich nicht (alleine) in den Fängen von Herrn Schneider belassen. Ich frage ihn "Timm, wäre es dir lieber wenn ich noch ein wenig bei dir bleibe oder soll ich lieber den Rettungswagen einweisen gehen?" Mir ist klar, dass ich dadurch vor dem Patienten offene Differenzen zu dem anderen Helfer schaffe, aber anhand der Reaktion von TImm nehme ich das mal in Kauf.
Zuletzt geändert von
Akkon am 15.07.2009, 18:35, insgesamt 1-mal geändert.
15.07.2009, 18:42
Timm meint ganz schüchtern "Ist mir egal - Hauptsache die ganzen Leute da gehen weg.. Mir ist das soooo peinlich, dass ich hier gerade rumheule - morgen mobben die mich bestimmt alle wieder" Beim Wort "mobben" rollen wieder die Tränen und er rutsch ein Stück näher zu Herrn Schneider und flüstert ihm was ins Ohr. Herr Schneider nickt euch zu und meint daraufhin, dass das schon ok sei und ihr euch wirklich besser um die Schülertraube und den RTW kümmert, damit Timm so schnell wie möglich geholfen wird. "Aber wo ihr gerade noch da seid - könnt ihr mir aus eurer Tasche mal ne Samsplint geben? Ich mag mich mal um den Arm kümmern"
15.07.2009, 18:48
"Alles klar, hier bitte!"
Ich gebe Herrn Schneider die Schiene. "Klappt das mit dem Anlegen? Wenn noch was sein sollte können Sie sich ja an XY [meinen Kollegen] wenden, der ist ja in der Nähe." Ich mache mich auf den Weg zum Hoftor, schließlich dürfte der RTW nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen. Die Ausrüstung bleibt natürlich wie sie ist bei dem Lehrer.
15.07.2009, 18:53
"Danke für die Schiene - das klappt schon. Immerhin bin ich vor dem Studium ja mal zwei Jahre im Rettungsdienst mitgefahren. Aber dafür haben sich deine Kollegen bisher nie interessiert. Aber egal, jetzt zählt erstmal Timm". Während ihr euch kurz unterhaltet, passt er die Schiene am nicht verletzten Arm an und schient anschließend den verletzten Arm.
Dein (fiktiver) Kollege hat übrigens mitlerweile fast alle Gaffer überzeugen können, das Feld zu räumen und hat für die besonders hartnäckigen Fälle mitlerweile die Hilfe vom Schulleiter, der auf die ganze Situation aufmerksam geworden ist - die Sache müsste sich also bald erledigt haben.
Als du draußen ankommst, musst du auch gar nicht lange warten, weil der RTW schon auf den Hof fährt. Die RD'ler begrüßen dich freundlich und fragen, was denn passiert sei und ob du sie zum Patienten bringen könntest.
15.07.2009, 18:59
Während wir zum Schüler gehen schildere ich schon mal die Lage:
"Hallo! Schön dass ihr da seid! Wir haben einen ca. 12 Jahre alten Schüler namens Timm, der eine Treppe ungefähr 3 Meter herabgestürzt ist. Er ist wach und ansprechbar, hat eine Kopfplatzwunde und vermutlich einen Unterarmbruch links. Ein Lehrer mit RD-Erfahrung ist bei ihm und versorgt ihn."
15.07.2009, 19:09
"Na dann gehen wir doch mal rein und schauen uns das an"
Beim Patienten übergibt Herr Schneider Timm an den RD "Hallo - das hier ist der Timm. Er ist von einem Schüler auf der Treppe geschubst worden und ca 3 Meter gestürzt. Platzwunde an der Schläfe und den vermutlich gebrochenen Unterarm habe ich sogut es ging versorgt. Für Vitalparameter hatte ich noch keine Zeit, aber der Knabe wirkte die ganze Zeit recht stabil. Einzig eine Bitte hätte ich an euch: könnt ihr Timm im Fahrzeug weiter versorgen - es gibt hier in der Halle einige Schüler, die ihn nicht leiden können, da muss er nicht noch vor ihren Augen behandelt werden"
Die Rd'ler packen Timm also auf die Trage und machen sich mit ihm auf den Weg zum RTW.
Herr Schäfer kommt nun nochmal auf euch zu: "Danke, dass ihr so hilfsbereit gewesen seid. Ich bin froh, dass ihr das Material herbeibringen konntet und nicht lange diskutiert habt, sondern mir euer Vertrauen geschenkt habt. Das war bei den letzten Malen, wo der SSD mit ins Spiel kam, leider nicht der Fall. Aber wie ich sehe, sind ja nicht alle SSD'ler gleichermaßen verbissen. Wie ihr mitbekommen habt, wollte ich mich alleine um Timm kümmern, da der Knabe relativ wenig Vertrauen in seine Mitschüler hat - da ist einfach zu viel passiert. Aber dafür könnt ihr ja nichts. Also danke nochmal - wir sehen uns dann ja später noch im Unterricht".
Sooo - bevor ich den Fall jetzt weiter auswerte, würde mich erstmal dein (und auch der, der anderen User) Eindruck interessieren?
Fragen?
Kritik?
Hinweise?
Sonstiges?
Lg Caro
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