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Herzinfarkt

BeitragVerfasst: 02.11.2009, 21:20
von Minnyle
Hi Leute,
bin grad i -wie am verzweifeln, weil ich mir nicht mehr sicher bin.

Beim Herzinfarkt wird ja oft Heparin und ASS zusammen gegeben.

Eines der beiden Medikamente fängt an den Thrombus auf zu lösen und eines verhindert das er größer wird. Nur welches is welches?

BeitragVerfasst: 02.11.2009, 21:28
von Don Spekulatius
Beide verhindern nur die Vergrößerung des Thrombus, setzen aber an anderen Stellen an. Um den Thrombus aufzulösen müsste man eine Lyse durchführen mit den entsprechenden Substanzen.

BeitragVerfasst: 02.11.2009, 21:31
von Minnyle
Beide sind auch zur Blutverdünnung. Soweit bin ich auch. Aber warum geben dann viele Ärzte beides? Ich versteh den Unterschied net, weil ich entweder grad voll durchn Wind bin oder einfach auf der Leitung steh.

BeitragVerfasst: 02.11.2009, 22:02
von peit
Kurz: Aspirin verhindert die Verklumpung von Blutplättchen, Heparin verlangsamt die Gerinnungskaskade.
Lang: [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Hämostase[/url]

BeitragVerfasst: 03.11.2009, 19:57
von leuchtreklamefahrer
Wolltest du nicht deinen RA machen?

BeitragVerfasst: 03.11.2009, 20:56
von Minnyle
Ja wollte ich machen, und mach ich auch, aber was hat das jetzt damit zu tun?
Auch ein Rettungsassistent kann nicht alles wissen!

BeitragVerfasst: 05.11.2009, 20:10
von Markus
Es ist sinnvolle Einrichtung der Natur, dass bei Gefäßschäden bestimmte Strukturen freigelegt werden, die die Anlagerung von Thrombozyten fördern. Ist ein Schutzmechanismus, dass Gefäßlecks schnell durch Plättchen verschlossen werden.

Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem Aufreißen der Gefäßbinnenstruktur, die durch Ablagerungen (Plaque) schon vorgeschädigt war. Auch in diesem Fall lagern sich die Thrombozyten dort an und verschlimmern so die Situation weiter, da der Gefäßdurchmesser durch die eingerissenen Plaques schon verengt ist und nun die Thrombos dazukommen.
Hier setzt Acetylsalicilsäure (z.b. in Aspirin) an, indem die Thrombozyten in ihrer Funktion gehemmt werden. Häufig werden weitere Medikamente, die auch die Thrombozytenfunktion beeinflussen, bei der Therapie des akuten Coronarsyndroms mitverwendet (z.B. Tirofiban in Aggrastat, Abciximab in Rheopro, Clopidogrel in Plavix - Namen die einem nicht umbedingt im Rettungsdienst, sondern eher im Klinikpraktikum auf der Intensiv begegnen).

Neben der Wirkung der Thrombozyten wird aber auch die Gerinnungskaskade beim Herzinfarkt aktiviert (unter anderem auch durch die Thrombozyten selbst, um den Thrombozytenthrombus zu stabilisieren - die Wege beeinflussen sich gegenseitig) was auch zu einer Verschlimmerung führt.
Hier greifen Heparine ein - Heparine binden sich mit Antithrombin - diese Verbindungen können die durch den Infarkt aktivierte Blutgerinnung wieder inaktivieren.

Wie man sieht greifen die Substanzen an völlig verschiedenen Stellen an, daher sind umbedingt beide Wege bei der Therapie zu beeinflussen, um ein Ergebnis zu haben.

BeitragVerfasst: 05.11.2009, 21:41
von Kerstin
Hm, wieder was dazu gelernt :) Dass Antikörper auch als Aggregationshemmer eingesetzt werden war mir unbekannt. Mir waren die bislang eher aus der Krebstherapie bekannt (z.B. Rituximab als CD20 AB)
Tirofiban würde man wohl nicht in Kombination mit Abciximab verwenden, oder? Haben doch beide dasselbe Target?

BeitragVerfasst: 05.11.2009, 22:18
von Markus
Original von Kerstin
Tirofiban würde man wohl nicht in Kombination mit Abciximab verwenden, oder? Haben doch beide dasselbe Target?

Angriffort ist in beiden Fällen das Glykoprotein IIb/IIIa auf der Thrombozytenoberfläche - Kombinationen beider Medikamente werden nicht gemacht.

BeitragVerfasst: 05.11.2009, 22:22
von Kerstin
So wie von mir vermutet :) danke!