Valsalva-Manöver bei Tachykardien

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05.02.2017, 13:38
Hallo, ich habe gelesen, dass man das Valsalva-Manöver als "Erste-Hilfe-Methode" bei einer Tachykardie nutzen kann. Ich habe online aber keine Kontraindikationen und auch keine Komplikationen, die dabei auftreten können gefunden. Nun ist meine Frage, ob das Manöver bei Patienten, die ohne erklärlichen Grund eine Tachykardie haben, anwenden kann(Ich weiß, dass die Chancen dass ich so jemanden jemals behandle ziemlich gering ist :)). Gibt es Kontraindikationen? Und wie sieht es aus bei Patienten mit einer Vorgeschichte(Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz...)?
LG Ben
06.02.2017, 08:46
In kurz: mach es nicht. Es ist nicht immer sinnvoll, und birgt (wie alles) ein paar Risiken. :)
06.02.2017, 17:25
Ok, dann lass ich das lieber :D Nur so aus Interesse: was könnte denn passieren?
07.02.2017, 08:48
Nur ein Beispiel:
Nicht jede Tachykardie muss gebremst werden. Es kann sich auch um ein Symptom handeln. Eine Sinustachykardie soll grundsätzlich nicht gebremst werden. Es wäre, z. B., ein Zeichen, dass der Patient Volumen braucht. Wenn du ihn jetzt Bremse mit dem Manöver, fließt nicht mehr genug Blut.
Um zu wissen wann ein Valsalva Manöver sinnvoll ist, benötigst du ein EKG und entsprechende Kentnisse.
07.02.2017, 19:51
Eine Bedarfstachycardie wird sich durch ein Valsalva-Manöver nicht beeinflussen lassen.
08.02.2017, 06:53
Könntest du das ausführen?
08.02.2017, 15:31
Für Dich muss ich es ja nicht übersetzen ;) :

"Biomechanics of the VM

The VM is described as an increase in intrathoracic pressure resulting in a reduction in venous return affecting the autonomic nervous system through activation of a sympathetic response via baroreceptors. This is achieved by exhaling against a closed glottis or by blowing against a pneumatic resistance for a period of time.2 4 6 7 10 15–18 The effect of the VM involves four phases of activation:

Phase 1: onset of strain and transient rise in mean arterial blood pressure;

Phase 2: atrial filling pressure decrease leading to mean arterial blood pressure (MABP) increase; increased sympathetic activity leading to increased peripheral vascular resistance (small rise in MABP and heart rate);

Phase 3: release of strain (and of intrathoracic pressure) leading to sudden fall in MABP;

Phase 4: overshoot of MABP due to persistent sympathetic activity and vascular tone, resulting in reflex bradycardia and stimulation of baroreceptors.1 11

It has been shown that the greatest effect of the VM is achieved at phase 2 and phase 4, delineating the effect on specific nodal channels.4 10 11 19 20 This is important in the reversion of AVNRT and AVRT as these arrhythmias rely on an established circuit that is best interrupted by affecting the refractory nature of nodal tissue. These definitions serve to rationalise the mechanics of the VM, but leave considerable flexibility in interpretation of the nature of the technique.

Der Sinn ist also letztlich die reflektorische Bradycardie durch Überstimulation des Barorezeptors. Dadurch kann eventuell eine SVT beendet werden - wenn sie auf einem fehlerhaften Timing beruht.
Wenn Deine Tachycardie nun auf einem Bedarf basiert, dann mag es sein, dass während des Manövers die Herzfrequenz sinkt - sie wird aber danach wieder ansteigen, weil sie ja auf einer funktionierenden Regulation beruht und nicht auf einem Timingfehler. Das Gleiche passiert, wenn man einem Patienten mit einer Bedarfstachycardie Adenosin gibt. Er wird die kurze Asystolie haben, wie alle anderen, danach aber wieder schnell werden.
17.02.2017, 17:07
Danke. Dann meinten wir das Gleiche.

Ich bin nicht davon ausgegangen, dass man einen Patienten auf dauen "umprogrammieren" kann, ein langsamer schlagendes Herz zu haben. Wohl aber kann ein zu lange durchgeführtes VM eine kreislaufrelevante Bradykardie auslösen.


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