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Verletzung an der Wirbelsäule

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 20:48
von sophia.mag.kekse
Wenn man jemanden bewusstlos vorfindet, oder sagen wir eher wenn man nen Sturz beobachtet, wo jemand sich eventuell an der Wirbelsäule verletzt und der dann bewusstlos ist, macht man dann trotzdem ne ssl? Wil man soll solche Leute ja wenn möglich nicht bewegen, oder?

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 21:04
von peit
Du gibst dir die Antwort doch schon selber - wenn möglich nicht bewegen. Wenn nötig dann eben doch - dabei aber so vorsichtig und achsengerecht wie möglich.
Die Anzahl der Patienten die eine so schwere Verletzung haben, dass man durch das Lagern einen Querschnitt erzeugen kann, die diesen aber nicht sowieso schon haben ist übrigens nicht sonderlich groß...

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 21:07
von SB
Erst mal pauschalantwort ; japp, macht man.
Warum ?
Wenn wir mal ins ABCDE Schema schauen, finden wir A ( die Atemwege ), vor D ( Disability, also Neurologie ). Somit haben die Atemwege, die man bei der SSL ja frei halten möchte, eine höhere Priorität, als die ggf fraglich vorhandenen Wirbelsäulesxhäden mit neurologischer Beeinträchtigung.
Viele haben Angst, weiteren Schaden zuzufügen. Jedoch ist es so, das meist erst der Schaden da war und der Ersthelfer durch seine Hilfe nix verschlimmer hat daran.
Nehmen wir mal an wir machen nichts. Das Ende vom Lied wäre eine bewusstlose Person, die vielleicht eine Wirbelsäulenverletzung haben könnte, die jetzt aber erstickt. Wir würden also etwas lebensrettendes nicht tun, weil wir etwas vermuten was nicht bewiesen, vielleicht garnicht vorhanden oder eh schon geschehen ist.
Wenn man mit mehreren Personen hilft, wäre es natürlich ratsam den Patienten "en Block" zu drehen. Einer stabilisiert den Kopf und die HWS und der andere dreht den Patienten. Es gibt, in Deutschland wenig bekannt in USA schon eher, noch die modifizierte SSL mit ausgestrecktem Arm, auf dem der Kopf zum Erliegen kommt und somit nur wenig Manipulation im Bereich der HWS geschehen soll.
Unterm Strich gilt auch hier die Devise : Treat first what Kills first - in diesem Falle die Atemwegsverlegung durch die Bewusstlosigkeit ( Anmerkung : ich gehe von einem Ersthelfer aus und lasse deswegen Trauma jaw thrust und andere Dinge mal außen vor ).
Und BTW...du glaubst garnicht wieviele demente Patienten schon bei mir auf Station lagen, mit ner unerkannte Dents Fraktur, und wurden mobilisiert und gelagert ohne cervikalstütze o.ä. und denen geht's allen gut ( zumindest nicht schlechte wegen der Fraktur ).

Lg

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 21:11
von Berliner Schildkröte
Nach unseren EH-Leitlinien mit zwei Helfern vorsichtig und achsengerecht in die SSL drehen. Stichwort "Lähmung vor Leben" oder "Treat first what kills first". Die Gefahr das der Patient Erbrochenes in die Lunge bekommt oder nicht genug Sauerstoff, ist für einen Schulsani nicht beherrschbar, da es auf EH-Niveau in Rückenlage keine Atemwegssicherung gibt.

Grüße
Berliner Schildkröte

Edit: Da waren ja einige schneller o.O

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 21:22
von sophia.mag.kekse
Danke für dir schnellen Antworten, hab's mir zwar fast gedacht, aber trotzdem lieber nachgefragt ;-)

Ich hab's übrigens so gelernt mit ausgestrecktem Arm.

BeitragVerfasst: 21.08.2013, 23:12
von leuchtreklamefahrer
Original von Berliner Schildkröte
"Lähmung vor Leben"


Ich dachte bisher, es wäre eher "life before limb" gemeint - aber es gibt ja bekanntliche unterschiediche Ansätze bei der Versorgung eines Traumapatienten :]

BeitragVerfasst: 21.12.2013, 22:10
von MHD2013
Allgemein zu Verletzungen der Wirbelsäule: Man unterscheidet bei Frakturen zwischen Stabilen und unstabilen Frakturen. Diese Diagnose kann aber nur mithilfe von Röntgen im KH festgestellt werden.
Für EH'ler gilt aber IMMER die SSL. Diese gilt als Lebensrettende Sofortmaßnahme und muss in jedem fall angewandt werden!
Egal ob Wirbelsäulentrauma oder Beckenfraktur!

(wie schon oben gesagt ist der Verdacht einer dermaßen schweren Wirbelsäulenverletzung bei einem "Sturz" eher unwahrscheinlich )

Der Rettungsdienst hat die Möglichkeit eine Vakuummatratze anzuwenden sowie die Möglichkeit Sekret direkt abzusaugen, sodass es zu keiner Aspiration kommt. Spätestens wenn der NA kommt wird Intubiert und somit ein Aspirationsschtz garantiert.

BeitragVerfasst: 21.12.2013, 22:30
von Maxi
Original von MHD2013
1. (wie schon oben gesagt ist der Verdacht einer dermaßen schweren Wirbelsäulenverletzung bei einem "Sturz" eher unwahrscheinlich )

2. Der Rettungsdienst hat die Möglichkeit eine Vakuummatratze anzuwenden sowie die Möglichkeit Sekret direkt abzusaugen, sodass es zu keiner Aspiration kommt.


Ad 1: Sturz ist nicht gleich Sturz.

Ad 2: Gefährliches Spiel.

BeitragVerfasst: 21.12.2013, 22:35
von MHD2013
Zu 1: Klar - ich denke aber es handelt sich um ein "normalen" Sturz auf dem Gehweg..

2. Worauf ich hinauswill ist, dass der RD andere und viel mehr Möglichkeiten hat Atemwege freizuhalten als ein EH'ler.

BeitragVerfasst: 21.12.2013, 23:30
von GeKue
/me hat schon Omas gesehen, die sich beim reinen 'schwereren Hinsetzen' auf einen Stuhl eine Sinterungsfraktur diverser Wirbelkörper zugezogen haben. Und eine (an die ich mich erinnern kann), die in der Wohnung beim Sturz auf den Teppich an einer Fraktur der HWS verstorben ist. Wenn ich nur schaue, wieviele sich HWS-Frakturen bei "einfachen" Stürzen im Heim/zu Hause zugezogen haben... ist Deine Aussage der Unerfahrenheit geschuldet.

BeitragVerfasst: 22.12.2013, 00:25
von Choleos
Wenn ich sehe was die "erfahrenen Profis" so mit Stifneck in die Notaufnahmen laufen lassen...

Ab einem gewissen Alter muss man WS-Verletzungen auf jeden Fall bedenken, auch wenn der Mechanismus eher eine Bagatelle ist.

Für den SSD mit Stifneck sollte man vielleicht noch hinzufügen, dass einer HWS Immo meistens* eine Ganzkörper-Immobilisation folgen sollte. Da wie bei allen Schienungen auch das nächste Gelenk mit geschient werden sollte - WS ist ein riesiges Gelenk, also Stifneck nur mit anschließend Vakuummatratze oder Spineboard. Also sollte eine Stifneck-Anlage mehr Konsequenzen haben, als nur das gute Gefühl dem Patienten einen unangenehmen Plastikkragen rangebastelt zu haben.

BeitragVerfasst: 22.12.2013, 02:15
von SB
Ich Verweise mal auf die c-spine rule und die aktuellen Artikel auf jems.com.
Ist mal ein interessanter Denkanstoß und wirft ein anderes licht auf pauschalimmobilisation, wie sie hier im Eck leider oft vorkommt ^^

Lg

BeitragVerfasst: 22.12.2013, 13:38
von GeKue
Hmm... ehrlich gesagt, SB, bin ich da zwar auf Deiner Seite, aber: Wie oft fährt man denn tatsächlich zu so simplen Unfallmechanismen, das NEXUS oder CCR Kriterien angewendet werden können? Mag sein, dass es in der Stadtrettung öfter der Fall ist, aber hier auf'm Land haben wir meist "richtige" Unfälle. ;)

(Und selbst in Nürnberg hatte ich kaum so Bagatell-Einsätze im Straßenverkehr.)

BeitragVerfasst: 22.12.2013, 14:08
von MHD2013
Original von GeKue
/me hat schon Omas gesehen, die sich beim reinen 'schwereren Hinsetzen' auf einen Stuhl eine Sinterungsfraktur diverser Wirbelkörper zugezogen haben. Und eine (an die ich mich erinnern kann), die in der Wohnung beim Sturz auf den Teppich an einer Fraktur der HWS verstorben ist. Wenn ich nur schaue, wieviele sich HWS-Frakturen bei "einfachen" Stürzen im Heim/zu Hause zugezogen haben... ist Deine Aussage der Unerfahrenheit geschuldet.


Ich bezieh mich in dem Fall auf Menschen die unter keine Knochenkrankheiten o.ä. leiden! Klar man sagt ja nicht um sonst das ältere Personen alt&gebrechlich sind oder?

BeitragVerfasst: 22.12.2013, 14:24
von Maxi
Es gibt KEINEN normalen Sturz!!

Daher ist ein Traumapatient eben wie ein Traumapatient zu behandeln. PUNKT!