Hydrogel-Verbände bei Verbrennungen - Was gibt es neues von

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26.04.2012, 16:04
Moin, Moin,

hier wollte ich einmal in Erfahrung bringen, in welchen Rettungsdienstbereichen Hydrogel-Verbände zur Versorgung von Brandwunden vorgehalten werden.

Handelsnamen für diese Verbände sind z.B. WaterJel (R) oder VESTASAN (R).

Bislang herrscht immer Uneinigkeit darüber, ob dieses (sehr teuren) Verbände nun einen Nutzen für Brandverletzte haben oder ob sie ggf. sogar eher schädigen.

Nichts desto trotz sind diese Verbandstoffe teilweise auch an Schulen vorhanden und auch in einigen Rettungsdienstbereichen und Feuerwehren stark verbreitet.

Kennt da jemand den aktuellen Stand der Diskussion (ohne dass ich jetzt groß PubMed etc. bemühen möchte)?
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

26.04.2012, 16:15
Wie wärs mit "rettungsfachpersonal.de" o.ä. als entsprechendes Forum für qualifizierte Anworten auf deine Frage(n).

Im Schulsanitätsdienst eher weniger verbreitet ...
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

26.04.2012, 20:09
In unserem Kreis im RD und Kats-Zug out, wegen Unterkühlungsgefahr und Wundmanipulation.

26.04.2012, 20:38
Also bei uns ist ein Burnpack von WaterJel auf den RTWs.
Sanitäter(San ABC), Materialwart, ehmaliger SSD'ler, SEG Betreuung/Technik aus Leidenschaft. :)

13 Monate Erfahrung auf einer Beatmungsstation.
KPS

26.04.2012, 21:29
Original von Maxi
In unserem Kreis im RD und Kats-Zug out, wegen Unterkühlungsgefahr und Wundmanipulation.



Ich korrigiere:

Beim San-Zug des MHD u. im RD des MHD. Das RK machts anscheinend doch anders. (Beziehe mich auf DRK Sani)

26.04.2012, 21:44
"Aufgrund einer gestörten Thermoregulation
und der gestörten Isolationsfunktion
der Haut sind Verbrennungspatienten erheblich
durch Unterkühlung mit entsprechendem
Anstieg von Morbidität und Letalität
gefährdet. Die großflächige, zu späte
und zu lang anhaltende Kühlung ist daher
kontraindiziert! Die Abdeckung größerer
Flächen verbrannter KOF (>10–20 %) mit
kühlenden Wundauflagen (z. B. WaterJel)
sollte ebenfalls zurückhaltend erfolgen."

AWMF Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin
(2010) Nr. 044/001 Thermische und chemische
Verletzungen

Wir haben es ebenfalls von allen Notfallrettungsmitteln entfernt.

27.04.2012, 06:42
In einem Gespräch mit verschiedenen Ärzten sind wir auf folgendes gekommen. Wenn nichts anderen zur Verfügung steht, verwenden. Ebenso bei kleinflächigen Verbrennungen, wie Hallo123 geschrieben hat. Vorteihafter metallisierte feuchte Wundauflagen.
Nach Aussagen der Ärzt ist es nicht einfach, das Gel aus der Wunde zu "waschen". Aus ihren Augen wäre es optimal, diese Hydrogelverbände nur bei Verbrennungen 1. und 2. Grades anzuwenden.

Ob wir noch ein Burnpack verlastet haben - eine gute Frage, werde ich glatt so schnell wie möglich nachsehen ;)
Wir werden aus den schönsten Träumen gerissen,
um so manchen Alptraum zu erleben.

Tauchen - Klettern - Geocaching - Feuerwehr

28.04.2012, 21:32
Also so nen Schnodder, dessen Nutzen ja nie wirklich bewiesen oder beobachtet wurde, haben wir nicht dabei.
Und da es keine Vorgabe ist, werden wohl in unserem gesamten Kreis keine im RD verfügbar sein. Das Geld ist an anderer Stelle viiiiiel besser angelegt. ;)

Ach ja: Aluderm-Verbandtuch mit NaCl befeuchtet (wenn nicht Unterkühlungs-gefährdet) wirkt Wunder...
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

29.04.2012, 11:46
Hi,
es gibt -u.a. durch die Verhinderung der effektiven Mikrozirkulation durch den unkontrollierbaren Kühleffekt, durch das schwierige Entfernen des Gels (das v.a. das akute Wundbeurteilen massiv erschwert&im Verdacht steht Infektionen zu fördern) und das es Hinweise gibt das die verwendeten Bestandteile tlw. auch im Verdacht stehen andere Probleme zu erzeugen- eigentlich keinen Grund die Dinger zu verwenden. Auch eben weil es keinerlei Evidenz dafür gibt das die Anwendung konventionellen Methoden überlegen ist.

Ich hatte 2011 die Verbrennungsguidelines für meinen damaligen Arbeitgeber überarbeitet und dabei einigen Verbrennungszentren in ganz Europa (vorwiegend Schweiz, Süddeutschland, Österreich, Italien&Frankreich) einen Fragenkatalog zugesandt. Dabei kam quasi einstimmig eine (mehr oder minder) ausgeprägten Ablehnung derartiger Produkte.

"Was taugen" tun die Dinger wie angesprochen nur bei sehr kleinen Verbrennungen.

02.06.2012, 09:47
Im Rettungsdienst bei uns auch lange, lange nicht gesehen.

Für den Hausgebrauch bei kleinen Verbrennungen aber durchaus eine sehr gute Sache für die langfristige Behandlung. Übrigens auch als Gel in der Tube verfügbar für Sonnenbrände gut geeignet. Und da Medizinprodukt auch ein Arzneimittel. Vielleicht für den ein oder anderen interessant. ;)
"Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt. Die andere summt das Lied von Tetris."

02.06.2012, 10:13
Original von Okergirl
Und da Medizinprodukt auch ein Arzneimittel.


Das musst du jetzt aber erklären.

02.06.2012, 10:23
Da waren die Finger wieder langsamer als das Gehirn, die Aussage sollte es heißen: Hydrogele zum Schmieren sind Keine Arzneimittel sondern Medizinprodukte.
"Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt. Die andere summt das Lied von Tetris."


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