Skiverletzungen

Hier kann über alle Maßnahmen von der Ersten Hilfe bis zur klinischen Behandlung diskutiert werden.

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30.12.2011, 02:36
Bald ist es wieder so weit und ich wage mich mitsamt Snowboard auf die Piste.
Da ich bis jetzt noch keinen Skiurlaub hatte ohne irgendwelche Verletzten zu sehen wollte ich nochmal kurz nachfragen wie das mit den typischen Skiverletzungen ist. Meine konkreten 2 Fragen:
1. Wenn der Fuß/Knöchel verletzt ist und anfängt anzuschwellen: Fuß raus aus dem Schuh, ja oder nein? Und macht es einen Unterschied ob Hard- oder Softboot?
2. Kühlen mit Schnee, ja oder nein? Oder ist da die Gefahr der Efrierung bzw. Unterkühlung zu groß?
Danke für eure Antworten...

30.12.2011, 14:20
zu 1.
Kommt drauf an was der Betroffene sagt. Wenn er es möchte kannst du ihm helfen den Schuh auszuziehen, ansonsten wird der im Krankenhaus mit ner Flex aufgeschnitten.

zu 2.
Wenn du unbedingt mit Schnee kühlen willst, dann empfehle ich dir ein paar Kompressen zum Unterlegen einzupacken.
Truppführer, Sprechfunker (Analog), Atemschutzgeräteträger
Jugendwart
Leiter SSD a.D.
Sanitäter (DRK)

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- Abi 2012 -
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30.12.2011, 15:07
Also zu 1. äußere ich mich nicht weiter, da mir hierzu die Erfahrungen mit Verletzungen im Skigebiet fehlt. Allerdings sobald der RD nötig wird, würde ich den Schuh dran lassen, dann ist es denen ihr Problem was die machen.

Zu 2. : Ist halt riskant. Schnee hat eine stärkere Kühlwirkung als ein Coolpack, also wenn dann nur vorsichtig und den Schnee in eine Plastiktüte packen.
Ich traue nahezu jedem hier im Forum einigermaßen zu, das zu dosieren, also nicht zu lange zu kühlen und öfters mal wegzunehmen. Einem Durchschnittsbürger würde ich es nicht empfehlen, da ist es dann quasi wie bei der Kühlung nach einer Verbrennung. Die meisten sanitätsdienstlich oder medizinisch gebildeten werden es trotzdem machen, dem Laien wird es aber nicht empfohlen. Aus schlechten Erfahrungen mit dem Einsatz von Schnee zur Kühlung durch Laien (bei mir ein Lehrer) würde ich es damit genauso halten.

Kompressen würde ich nicht allein zum unterlegen nutzen, da diese Durchnässen und man dann das eiskalte Wasser direkt auf dem Körper hat. Besser in eine Plastiktüte packen, dann kann man die Kühlung leichter komplett entfernen.
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

30.12.2011, 18:09
Zu 1:
Wenn das Abnehmen ohne Schmerzen möglich ist, kann man das natürlich machen, jedoch ist dann abzuwägen, ob es wirklich nötig ist, oder ob der Pat nicht nach ner Minute Pause weiterfahren kann...
Wenn es Schmerzen bereitet, lass das mit den Schuhen das Problem des RD sein, der es dann auch häufig das Problem des Krankenhauses werden lässt.
Im Allgemeinen lassen sich natürlich Softboots deutlich besser abnehmen aufgrund der deutlich höheren Flexibilität, was ja auch schon der Namensteil "Soft-" verrät...

Zu 2:
Es kann auch schon reichen, den Ort der Verletzung einfach zu entkleiden, da die Luft oft schon sehr kalt ist. Jedoch besteht auch hier natürlich die Gefahr der Unterkühlung. Im Zweifelsfall würde ich wohl hier die Wärmeerhaltung der Kühlung vorziehen.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

01.01.2012, 15:30
Ist ja mein (mittlerweile ehemaliges) Spezialgebiet.
Hach..Das waren noch Zeiten.... :D

Aber nun zu den Fragen:
1. Ein klares Jein. Im Endeffekt ist es eine Frage der Klinik. Prinzipiell würde ich aber bei allem "ernsthaften" eher zum abnehmen tendieren, da grade beim Hardboot die Abnahme eher ein Drama werden kann andernfalls. Aber es gibt durchaus auch berechtigte Meinungen die das anders sehen.(Siehe aber auch Punkt 2). Daher wirst du als Ersthelfer im Zweifelsfall am besten damit fahren den Schuh dran zu lassen bis die Pistenrettung da ist und die "deren Stil" anlegen können.. Bedenke auch: Die machen das a) öfter b) haben die den Patienten durchaus länger als die 15 Minuten die du als Ersthelfer ggf. mit ihm verbringst..
2. Ganz klares nein. Das Problem ist: Du wirst im Regelfall den Schnee nicht "trocken" sprich in einer Plastiktüte an den Patienten kriegen...Das heißt aber im Umkehrschluss das du den Fuss des Patienten mehr oder minder "nass" machst..
Bedenke jetzt aber: Der Patient hat noch eine relativ ausgeprägte Transportzeit (je nach Gebiet kann es schon mal 2h dauern bis man im Tal ist) vor sich, die Nässe wird sich aber entlang der Skiunterwäsche am gesamten Patienten(bein) verteilen...Das kann durchaus zu empfindlichen Unterkühlungen führen, grade bei schlechteren Wetterbedingungen. Lokal sind hier durchaus auch Erfrierungen drin (und gar nicht mal so selten)...
Praktisch gesehen würde ich im Regelfall auf eine Kühlung verzichten an deiner Stelle.... Wird sowieso überschätzt...

Was oftmals (und in meinen Augen auch in einigen Beiträgen der Vorposter) vergessen wird:
Man darf im alpinen Unfallgeschehen einfach nicht die Verhältnisse des normalen Landrettungsdienstes anlegen. Vieles was "im Tal" einfach und schnell machbar ist, ist oben "am Berg" eben nicht so einfach oder gar nicht machbar bzw. schädlich.
Im allgemeinen gibt es aber in fast allen Skigebieten ein etabliertes Rettungssystem "auf Abruf"..Das der Regelrettungsdienst oder "die normale Bergrettung aus dem Tal" zum Einsatz kommt ist nur noch in einigen wenigen sehr kleinen Gebieten üblich...
Allerdings unterscheidet sich die angewandte Qualifikation der Helfer hier oftmals sehr stark..Es gibt Pistenrettungsdienste die mit Ersthelfern fahren, es gibt Rettungsdienste die mit Mitarbeitern auf Sanitätshelferniveau fahren und es gibt andere die halten "richtiges Rettungsdienstpersonal" tlw. sogar Ärzte und eigene Helis vor..... Alles eine Frage der Finanz und Interessenslage...


@Lev: Das Softboots leichter abgehen halte ich ja in Zeiten von Stahl und Kevlarschnürrungen für ein Gerücht:D
:D
Hab schon Boots gesehen bei denen selbst die Robin-Schere verzweifelt ist...


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