Schulsanitätsdienst - Das Original!

Hallo alle zusammen,
das JRK, bei dem ich auch bin, hatte letztens den EH-Kurs wiederholt (für einige wars auch das erste mal). Ich habe ihn nicht mitgemacht, da ich ihn in diesem Jahr schon gemacht habe und ja noch die SanAusbildung hab. Als ich dann nächstes mal zum Gruppenabend kam haben die mir erzählt, das jetzt neu eingeführt wurde, dass Ersthelfer nicht mehr kühlen, also garnicht, nur steril abdecken.
Ich war schockiert, unsere JRk-Leiterin fand es auch net grad toll. Sie hat mir erzählt, das es eine große Diskussion mit dem Ausbilder gab und so...
Angeblich sollen jetzt auch die Bücher neu gedruckt werden.

Was haltet ihr davon? Solltet Erstelfer kühlen oder nicht?

Unsere JRK-Leiterin argumentierte noch damit, dass es ja ein Urinstinkt sei, Verbrennungen unter Wasser zu kühlen, ob beim eigenen Kind oder bei wem anders.

Freue mich schon auf eine spannende Diskussion.

Also ich denke, dass es dabei darum geht, dass Ersthelfer das Kühlen oft übertreiben und zu großzügig oder zu lange kühlen und so Unterkühlungen entstehen.
Aber ich denke, dass Kühlen, besonders direkt nach dem Unfall, für ca. 5 Minuten durchaus sinnvoll ist, da das Gewebe so ja abgekühlt wird und so tiefere Verbrennungen vermindern kann...

Was denn kühlen ?

Die Stelle wo man sich verbrannt hat (aus welchem Grund auch immer)

Hach, mein Lieblingsthema...War doch meine letzte Tätigkeit bei meinem alten Arbeitgeber die damaligen "Verbrennungsrichtlinien" umzuschmeissen;)

Prinzipiell ist in der Initialphase einer Verbrennung (sprich binnen der ersten 120 Sekunden) eine Kühlung schon zu diskutieren um ein "Nachbrennen" zu verhindern. Das hat jedoch eben nichts mit der "Kühlung gegen Schmerzen" zu tun, es geht nur darum nachschwellende Hautpartien auf "Normaltemperatur" zu bringen. Dies macht überhaupt nur in den ersten zwei Minuten nach einem Verbrennungsereignis Sinn, außerdem muss man eben auch nur "kurz" machen.

Da man aber festgestellt hat, dass Ersthelfer per se immer zu viel kühlen (quasi jeder Verbrennungspatient der vom RD übernommen wird bzw. in einem Verbrennungszentrum landet ist deutlich unterkühlt; ein guter Teil der Probleme entstehen dann v.a. durch die Unterkühlung und nicht primär durch die Verbrennung) hat man sich entschlossen die Lehrmeinung dahingehend abzuändern das man besser gar nicht mehr kühlen soll. Frei nach dem Motto "das kleinere Übel"...Der Vorteil des "kurzes Kühlens" ist nicht so groß wie der Nachteil des "langen Unterkühlens".

Also gilt: Nicht kühlen und wenn schon dann nur sehr kurz und mit lauwarmen Wasser.

Bei großflächigen Verbrennungen ist die Haut soweit zerstört, dass der Körper quasi nichtmehr wärmeisoliert ist. Hierdurch entsteht viel Wärmeverlust. Es ist also eher kontraproduktiv, großflächige Verbrennungen zu kühlen, da dies das Auskühlen der Patienten nur beschleunigen würde.
Dann hast du also zusätzlich zum Problem der Verbrennung wie gesagt noch das Problem des Auskühlens.

Wie der Link schon aussagt, bleibt das Initiale Kühlen direkt in den ersten 2 Minuten nach dem Verbrennen hiervon unberührt, genauso wie natürlich das Löschen von evtl noch brennender Kleidung, aber das erklärt sich wohl schon von selbst...

Als kleine Ergänzung: Aus diesem Grund haben viele Rettungsdienst-Bereiche mittlerweile auch das mal sehr propagierte WaterJel (was ja die Kühlung durch ein steriles Gel beinhaltete) aus dem Programm genommen bzw. auf Verbrennungen kleiner Areale begrenzt. Auch hier trat dieselbe (unerwünschte) Nebenwirkung auf.

Was mir hier sicher auch noch jemand beantworten kann:
Wird WaterJel bei Verbrennungen im Gesicht weiter empfohlen (gerade im Bezug auf ästhetische Aspekte im Nachhinein und weniger auf die vermutlich doch sehr geringe Auskühlung über die frontale Seite des Gesichts)? Da gab (und gibt) es ja mal passende Gesichtskompressen...

Wurde WaterJel jemals ernsthaft empfohlen..?

Ja, vom Hersteller und seinen Shareholdern:D

@TomBone: Nein, Waterjel ist generell nicht mehr empfohlen,insbesondere auch nicht fürs Gesicht da die angewendeten Öle wohl massive Probleme machen.

Zu uns hat man empfohlen, Waterjel und Co nicht zu verwenden, wenn die thermische Einwirkung eine größere Fläche eingenommen hat und wenn die Haut "geschlossen" ist. Sprich bei Verbrennungen 2. und 3. Grades. Bei 2. Grad wenn keine geschlossene Hautdecke mehr vorhanden ist. Von der Größe her als anhalspunkt etwa die Größe der Hand des Verletzten.
Wobei man auch abwägen muß, ob ggf. eine behandlung beim Arzt notwenig ist, wenn ja, sollte auch dann kein Gel-Verband verwendet werden.

So wurde es uns bis jetzt gelehrt. Wobei, wie schon geschrieben, geht es immer mehr dazu, daß die Gelverbände mehr zum "Sonnenbrandverband" werden.

mit "empfohlen" meinte ich nicht unbedingt die EMpfehlung eines Arztes, eines LRA oder von Tante Erna, sondern vielmehr die Empfehlung einer Fachgesellschaft.

Eine Empfehlung seitens des Herstellers war zu erwarten und mir auch bekannt:)

Nagel mich nicht drauf fest aber afaik gibt es schon seit Jahren keine echten "Guidelines" mehr zu dem Thema da die einzelnen Zentren es zu unterschiedlich sehen.
Hach wie schön war das in der Schweiz..Wir hatte nämlich nur genau ein Zentrum zur Verfügung:D
(Wer spricht denn sonst auch Französisch)