Hygiene und Sauberkeit

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05.01.2011, 12:35
Nachdem im Stethoskop-Thread reihenweise von verdreckten oder kaputten Stethoskopen erzählt wurde - und das nicht nur im San-Dienst, sondern auch im RD - fange ich mir an echt Sorgen zu machen...
Da würden mich mal eure Erfahrungen interessieren: Wie wird es mit der Hygiene (Desinfektion) und Sauberkeit im Sandienst und im Rettungsdienst bei euch gehandhabt? Wie oft wird saubergemacht? Wer ist dafür verantwortlich? Gibt es bei euch auch so ekelerregende Zustände, dass ihr das offizielle Material lieber nicht verwenden wollt?
Und wie sieht es mit der persönlichen Hygiene (eurer Kollegen) aus? Offensichtlich gibt es ja auch reihenweise Retter, die ungewaschen zum Dienst erscheinen.

Ich mache gleich mal den Anfang, muss dabei aber hinzufügen, dass meine Erfahrungen schon ein paar Jahre alt sind, ich also vielleicht nicht mehr jedes Detail errinnere:
Neben den Pflicht-Desinfektionen des RTWs wurden alle Geräte nach Benutzung desinfiziert. Außerdem sollten alle sichtbaren Verschmutzungen (was vor allem Fahrzeugboden und Außenseite betraf) sobald wie möglich beseitigt werden. Je nach Verschmutzungsgrad wurde das sofort bei Eintreffen auf der Wache (oder provisorisch noch im Krankenhaus) oder spätestens bei Schichtende erledigt.
Dadurch konnte dann die nächste Schicht immer ein sauberes Fahrzeug übernehmen. Sollte es aus welchen Gründen auch immer trotzdem mal verdreckt sein (gerade aus dem Einsatz zurück, vorherige Schicht hat was übersehen), war es aber die Verantwortung der derzeitigen Fahrzeugbesatzung, sofort Abhilfe zu schaffen. Kann mich nicht errinnern, dass jemand diese Verantwortung dann abgeschoben hätte (was wohl auch mächtig Ärger von der Wachleitung gegeben hätte).

05.01.2011, 12:55
Im San-Dienst (d.h die Ausrüstung der Bereitschaft) wird vor jedem Dienst anhand einer Checkliste geprüft und fehlendes / defektes Equipment wird ersetzt. Die Routine-Desinfektion findet durch einen ausgebildeten Desinfektor nach Desi-Plan statt.
Stark verschmutztes bzw mit infektiösen Substanzen (also Blut, Erbrochenes, usw.) kontaminiertes Equipment wird möglichst noch am Einsatzort bzw im Desinfektionsraum gleich nach Dienstende gereinigt und desinfiziert. Aber Stethoskope, Pulsoxi, usw sollen prinzipiell nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Nur da kommt auch schon das Problem: Wir haben sehr viele Bereitschaftseinsätze und wie das halt mal so ist, wird die Reinigung/Desinfektion gerne mal verschoben und dann vergessen...

Im RD gibts einen Desi-Raum, in dem die benutzten Gerät in Desi-Lösung eingelegt werden. Die RTW´s und KTW´s werden nach Plan desinfiziert, dazu kan ich aber nicht viel mehr sagen, da ich bisher nur als Praktikant auf der Wache war, und das mir noch nicht gezeigt wurde, bzw war ich zu den Terminen nie da.
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05.01.2011, 12:59
"Wir haben sehr viele Bereitschaftseinsätze und wie das halt mal so ist, wird die Reinigung/Desinfektion gerne mal verschoben und dann vergessen..."
Du meinst, dass ihr zwischen zwei Einsätzen nicht die Zeit habt, zum Desinfizieren, weil ihr noch auf dem Rückweg zur Basis wieder ausrückt?
Vielleicht sollte man dann mehr Leute in Dienst setzen - alleine schon um den Ehrenamtlichen (!) mal ne viertel Stunde Pause zu gönnen...

05.01.2011, 13:06
Mit Bereitschaftseinsätzen meine ich San-Dienste (es gibt Wochenenden da haben wir 2-3 Dienste parallel zu besetzen), und das Engagement für die Materialpflege kommt manchmal etwas zu kurz.
Zuletzt geändert von AlexanderS am 05.01.2011, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.
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05.01.2011, 13:16
Hmm.... bringt vermutlich nix, wenn ich mich jetzt hier darüber aufrege^^
Aber ich tu's trotzdem: Da ist primär eure Bereitschaftsleitung in der Pflicht durchzugreifen - ggf. auch mit harten Konsequenzen. Wenn sie das nicht schafft, dann sollte sie überlegen, ob die Bereitschaft nicht lieber keine San-Dienste mehr anbietet.

05.01.2011, 13:30
peit, ich kenne auch eher deine Erfahrungen aus dem RD. Ein kaputtes Stethoskop kann es mal geben (irgend n Prakti knallt den Koffer auf den Schlauch, beim zu machen), aber dann wird sofort Ersatz aus dem Lager geholt. Gleiches wenn die Membran beschädigt seien sollte. Sollte man sehen das die Oliven schmutzig sind, werden diese mit nem Desi-tuch gereinigt. Nach Benutzung im Einsatz wird alles mit den Desi Tüchern gereinigt, sprich Pulsoxy, BD Manschette, EKG Kabel, und natürlich auch das Stethoskop.

In der Bereitschaft haben wir keine Desinfektionshalle zum Einlegen, aber unsere Materialkammer könnte das zur not auch. Meist reicht es aber mit desi Tüchern die Sachen zu säubern. Das wird natürlich im Dienst nach einem Einsatz gemacht, oder sonst mehr oder minder Regelmäßig vom Kammerwart. Dieser verplombt (?) auch die Rucksäcke. Vor dem Dienst öffnet das Team die Plombe, und kontrolliert den Rucksack. Dabei kann natürlich auch nochmal gereinigt werden. Wenn Rucksäcke dreckig zurückgebracht werden, gibts ärger fürs Team.

Ausnahme ist bei sehr starker Verschmutzung (Rucksack getränkt in Abwasser und Kot). Dort wenden wir uns dann freundlich an eine Rettungswache, wo wir dann die Desihalle nutzen dürfen.

So wie manche die Verschmutzung und die Hygiene der Kollegen beschreiben hätte ich wenig Lust auf Dienst dort. Ob EA oder HA. Bei uns auf der Wache wird auch oft genug geduscht vor oder nach dem Dienst, die Nasszellen sind sauber und angenehm zu benutzen.

In der Bereitschaft waren die Nasszellen eher weniger einladend, so dass das Duschen fast immer auf Zuhause verschoben wurde. Nach unserem Umzug sollen die Nassbereiche jedoch sehr schick geworden sein, so dass bestimmt wieder öfter direkt vor oder nach Diensten geduscht wird.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

05.01.2011, 14:18
@ Alexander

zuerst einmal finde ich es nicht gut, daß du solche negativen Äußerungen über deine Org. machst - und seien sie auch noch so berechtigt. Aber dies gehört NICHT in ein öffentliches Forum, es könnte für dich bis jetzt noch ungeahnte negativen Folgen haben -ich weiß wovon ich rede denn so etwas ähnliches hatten wir mal im alten Forum und derjenige, welcher sich negativ äußerte, hatte große Probleme mit seiner Org bekommen. Da sich das Ganze aber in HH abspielte konnte ich hier schlichten und alles war wieder gut. Das klappt aber nicht immer und überall... ;)

05.01.2011, 16:08
So, ich hab die Äußerung etwas entschärft.
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06.01.2011, 09:43
Im Rettungsdienst kann sehr gut auf Einmalprodukte umgestiegen werden.

Bei den HiOrgs ist im ehrenamtlichen Bereich jedoch zu bedenken, dass Einmalprodukte oft nicht die Qualität von mehrfach verwendbaren Gegenständen aufweisen. Als Beispiel seien hier die Billig-Beatmungsmasken mit Folienwulst aufgeführt...

Ein "Profi" kann damit mit Sicherheit auch beatmen, jedoch muss bedacht werden, dass Ehrenamtliche seltener in die Verlegenheit kommen, real mit dem Material umgehen zu müssen und so auch weniger Trainingseffekt haben.

Daher vertrete ich den Standpunkt, dass man im ehrenamtlichen Bereich nur das am besten zu "handelnde" Material eingesetzt/beschafft werden sollte. Dies kostet meist aber wesentlich mehr...


Zum eigentlichen Problem:

Im Rettungsdienst kann man Arbeitsabläufe sehr gut festlegen, zum Beispiel im Rahmen des Qualitätsmanagements in Form von SOPs (Standardisierten Abläufen).

Da kann man auch von den Mitarbeitern erwarten, dass sie sich über diese regelmäßig informieren, sie verinnerlichen und umsetzen.

Im Ehrenamt gibt es ein QM-System (leider!) oft nicht, und dementsprechend vage sind auch die Regelungen zur Hygiene und Desinfektion.

Natürlich KANN man jetzt dem "Einsatzleiter" die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben,wenn mal was nicht läuft, MUSS man aber nicht.

Das Prolem ist eher auf höherer Ebene anzusiedeln, in Form von fehlenden, leicht verständlichen Vorgaben.

Auch finde ich es bedenklich, wenn Äußerungen wie "dann muss man halt in alle Härte durchgreifen, mit den notwendigen Konsequenzen für den Ehrenamtlichen" getroffen werden.

Wir sollten nicht vergessen, dass die Ehrenamtlichen ihre Freizeit opfern, um einer "wohltätigen" HiOrg massenhaft Geld in den Hintern zu stecken. Das machen sie aber nur solange, wie sie Spaß an der Tätigkeit haben.

Wer da jetzt autoritär mit einem Kasernenhofton daherkommt und bei Mängeln sofort den Schuldigen "zur Rechenschaft" ziehen will, wird im Ehrenamt (hoffentlich) nicht lange bestehen.

Viel eher sollte das Problem "anonym" auf Dienstabenden angeprochen werden und es sollten Treffen eingerichtet werden, die nur der Materialpflege dienen ("Technische Dienstabende").

Wenn die Ehrenamtlichen verstehen, warum die Reinigung wichtig ist und mit Negativbeispielen konfrontiert werden, werden sie viel eher bereit sein, sich dem Problem anzunehmen und eigenständig Lösungsvorschläge zu machen, als wenn "da oben" einer rumkommandiert...

Das Problem im EA ist halt, dass viele "Führungskräfte" nicht in der Lage sind, Verantwortung abzugeben und den Helfern zu vertrauen.
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 06.01.2011, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

06.01.2011, 10:01
Bei uns wird es so gehandhabt, daß nach jedem Einsatz die Utensilien gereinigt/desinfiziert werden. Wenn Geräte stärker verunreinigt sein sollten und eine gründliche Reinigung von nöten ist haben wir die möglichkeit, erst mal das Fahrzeug mit ersatzgeräten zu bestücken. In der Zwischenzeit kann man dann die kontaminierten Geräte reinigen oder wenn man sich nicht sicher ist, welche Mittel man anwenden darf, dem Leiter FRS zu kontaktieren.

Generell zu Beginn einer Schicht (kann zwischen ein paar Stunden bis zu mehreren Tagen sein) das Material auf dem Fahrzeug komplett durchzusehen, nicht nur auf Vollständigkeit sondern auch auf Sauberkeit und funktionstüchtigkeit. Bei Abgabe des Fahrzeuges, egal ob man Einsatze hatte oder nicht werden die Innenflächen des Fahrzeuges, sprich alles was man in der Hand hatte desinfiziert.

Bis jetzt läuft diese Vorgehensweise ganz gut.
Wir werden aus den schönsten Träumen gerissen,
um so manchen Alptraum zu erleben.

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