Psychische Erste Hilfe

Hier kann über alle Maßnahmen von der Ersten Hilfe bis zur klinischen Behandlung diskutiert werden.

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01.10.2010, 13:17
Moin,

ich darf bald vor meinem ehemaligen Schulsanitätsdienst eine Fortbildung zum Thema psychische Erste Hilfe halten.

Dafür habe ich schon einige Bücher gewälzt (couchretten kann so anstrengend sein), diese waren vom Niveau her meist für den SSD zu hoch bzw themenmäßig unpassend.

Um jetzt meinen Vortrag optimal auf die Bedürfnisse von SSDs zuschneiden zu können bitte ich um eure fachkundige Meinung.

Zunächst erstmal:

Was versteht ihr unter Psychischer Ersten Hilfe bzw was würdet ihr von einem solchen Vortrag erwarten?

Welche Themen wünscht ihr euch?


Aktuell habe ich folgende Themen integriert:

Belastungen während eines Notfalles
Reaktionen
Bewältigungsstrategien
12er Regel
SSD-Koordinator
Rettungssanitäter & Gruppenführer

01.10.2010, 13:25
Hallo Tecan,
deine Themanauswahl bis jetzt ist schon mal gut. Ich hab auch schon Vortrag drüber gehalten.
Einen Tipp: Erläutere die Psychische Belastung vom Patienten und vom Helfer.
Ich würde vielleicht noch die Auswirkungen von dem Notfall mitreinnehmen, also längerfristige Folgen ( posttraumatische Störungen...) u.ä... Oder ist das schon wieder zu hoch?
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen

Lg
Carina
SSD´lerin, GL, SAN A/B, AED-Schein- Besitzerin
Ich hafte nicht für Rechtschreibfehler!!!
Es heißt nicht: Tatüüütataaa, tatüüütataaa. Sondern: Zu spääät, zu späääät!

01.10.2010, 13:31
ersteres ist in Belastungen enthalten, zweiteres in Reaktionen....

;)
SSD-Koordinator
Rettungssanitäter & Gruppenführer

01.10.2010, 14:01
Ich denke, dass es auch ganz wichtig wäre zu erwähnen, wie es mit psychischen Belastungen während Einsatzes aussieht!
Und natürlich, was man in einem solchen Fall tun kann.

Habe es schon 2x gesehen, dass während eines SSD-Einsatzes eine Schülerin (sie ist inzwischen aus dem SSD ausgetreten) einfach auf Grund der gegebenen Umstände einfach nicht mehr gekonnt hat und daraufhin auch einmal richtig gehend zusammen geklappt ist!
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

01.10.2010, 17:36
Ich finde PEH wird immer noch zu wenig gelehrt, so habe ich jetzt unseren neuen Schulsozialpädagogen und DRK-Ausbilder und Mitglied der Feuerwehr gefragt, ob er uns damit nicht fortbilden könnte. Er wird es machen, nur damit er einen Anhaltspunkt hat, was ich mir vorstelle, habe ich nachfolgendes mir zusammengestellt:

Psychische Erste Hilfe
======================

-> Was wisst ihr?

-> Allgemeines
o zusätzlich zur medizinieschen Ersten Hilfe
o Vorbeugung Posttraumatischen Belastungsstörung
o Schulsozialpädagoge
- auch für Helfer!
o Notfallseelsorge
- auch für Helfer!

-> Arbeitsweise
o Vorstellen
o Ansprechpartner gewährleisten
- nicht mit Sanis überrennen
o Maßnahmen Patient erläuteren
- bei größeren Sachen auch anderen Anwesenden
o Mitschüler mit einbeziehen
o Abschirmung (4. A)
- soweit möglich und nötig Personen von der belastenden Situation wegführen oder wegdrehen
o Gefühlsäußerungen legitimieren, akzeptieren, ernst nehmen
- Ruhe ausdrücken (Gestik, Mimik, Tonfall, Sprechgeschwindigkeit)
- Gesprächsstörfaktoren, die auf jeden Fall zu vermeiden sind
 Verharmlosung: "So schlimm ist es ja gar nicht!"
 Verallgemeinerungen: "Sie jammern ja ständig!"
 Moralisieren: "Reiß’ dich doch zusammen!"
 Besserwisser: "Ich hab’s Ihnen doch gleich gesagt!"
 Allgemeinplätze: "Jeder hat so seine Probleme!"
 Gedankenlesen: "Ich weiß schon, was Sie jetzt denken!"
 Abwerten: "Sie scheinen das ja nie zu kapieren!"
 Nicht-zu-Wort-kommen-lassen "..das ist mir auch schon einmal passiert!"
- aufmerksam zuhören (nicken, "ja", "mhm", gesagtes wiederholen)
- keine Vorwürfe, keine Bewertung, aber auch nicht Schuldgefühle vernichten (jedoch auf die Seite beschuldigter Kinder stellen)
- Reaktionen normalisieren
- ggf. Nachfrage, ob jmd. verständigt werden muss (siehe dazu auch Überbrückungszeit)
o weitere Möglichkeiten aufzeigen, ggf. informieren (z.B. Mobbing, Suizid-Versuch) => z.B. Schulsozialpädagoge, Notfallseelsorge

-> Großschadenslage
o zusätzlich zu Arbeitsweise
o umfassender Informationsfluss
o Sitzung Krisenteam der Schule ?
o Benachrichtung psychosozialer Fachkräfte (z.B. Notfallseelsorger über LST)

-> Überbrückungszeit
o siehe Arbeitsweise
o direkt Betroffene leicht an Schulter z.B. berühren
- Vorsicht bei Jugendlichen!
o freiwilliger Austausch notfallbezogener Sachinformationen
o Kinder Kontakt zu Eltern
o Jugendliche neigen zu Gruppenbildung -> unterstützen, Gesprächspartner (Lehrer) in der Nähe
o ggf. Aufforderung an die Schüler in der kommenden Zeit zuzuhören
o ggf. Hinweis auf mögliche komische Situation in den Folgetagen

-> Nachbearbeitung
o sichtbare Spuren baldmöglichst beseitigen
o ggf. neues Sicherheitsgefühl erzeugen
o ggf. weitgehend frewillige Beschäftigung in den ersten Tagen danach


http://www.notfallseelsorge.de/Besondere%20Einsaetze/Notfallpsychologie%20in%20Schulen.pdf 22.09.2010
http://www.tibs.at/sb-bb/krisen/krisentexte/Krisenintervention-erste-hilfe.htm - 22.08.2008


Und die 12er Regel habe ich gerade erstmal gegooglet und was anschauliches gefunden: http://www.thw-gst-straubing.de/Bilder/Lernabschnitte%20pdf/BA1_LA10_6_Psych_Erste_Hilfe_PDF_Anl.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Drieschner (FW, SSD)

01.10.2010, 17:46
Sehr interessante Präsentation!

Och denke, damit ist alles (oder zumindest viel) gesagt!
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

14.12.2010, 17:06
Moin ;)

Ich hatte neulich nen KatS Lehrgang Betreuung, da haben wir ziemlich viel gemacht..
Also, nen absolutes no-go ist das "es wird alles wieder gut" - denn was machen die Sanis, wenn nicht?!
Ich weiß zwar nicht, was ihr so für Leute rumlaufen habt, aber es ist immer wichtig, dass einer mit dem Patienten redet und erklärt, sich vorstellt und sowas. Bei nem Zweierteam kann man auch vorher schon einteilen, wer was macht.
Aus Erfahrung: Es kommt oft gut, mit den Kindern etwas über die Lehrer zu "lästern", besonders bei kleineren Sachen werden die Patienten abgelenkt. Gilt natürlich nur für harmlose Sachen.
Wichtig für die PSU: Nicht nur nach Verletzten/Erkrankten gucken sondern auch die "Zeugen" beobachten (hatten mal nen Fall wo ein Mädel von ner Bank gefallen ist und der RTW sie mitgenommen hat; danach hatten wir sechs anderen kleine Mädels total panisch und mussten sie beruhigen) Denen kann man auch oft erklären, warum etwas in einer bestimmten Weise passiert ist...

14.12.2010, 17:09
Original von Sahiba
es ist immer wichtig, dass einer ... sich vorstellt und sowas.

Ist bekannt und auch im Forum zum Brauch geworden...nur mal so als Wink mit der deutschen Eiche...
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

14.12.2010, 17:19
Wichtig für die PSU: Nicht nur nach Verletzten/Erkrankten gucken sondern auch die "Zeugen" beobachten (hatten mal nen Fall wo ein Mädel von ner Bank gefallen ist und der RTW sie mitgenommen hat; danach hatten wir sechs anderen kleine Mädels total panisch und mussten sie beruhigen) Denen kann man auch oft erklären, warum etwas in einer bestimmten Weise passiert ist...

Für sowas sollte man aber eine gewisse Grundkenntnis der Thematik haben, die man meist nicht in einer klassischen Schulsani-Ausbildung erlangen kann.
Wenn's wirklich dramatisch ist, sollte man sich nach professioneller Hilfe in Form eines Notfallseelsorgers o.ä. umsehen (wenn das nicht schon durch die versorgenden Rettungsdienstler erkannt worden ist).

14.12.2010, 18:14
Schauen, ob da jemand "verstört" rumsteht, sollte jeder können. Natürlich sollte man sich an Professionelle wenden, wenn's krass ist.
Versteh mich bitte nicht falsch, war auch nicht so gemeint, dass man alles erklären kann. Aber wenn z.B. ein RTW kommt und die "Zeugen" denken, dass sonstwas Schlimmes passiert ist, kann man denen erklären, dass der RTW immer mitnimmt, besonders bei Kindern.

14.12.2010, 21:39
Original von SahibaNatürlich sollte man sich an Professionelle wenden, wenn's krass ist.


*lach* Wie alt bist du? Aber scheinbar wird dort das Klientel auch immer jünger....;-)
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

14.12.2010, 21:49
Ich selbst bin 17, aber etwa drei Viertel unserer Patienten sind so bis 14 Jahre alt.
Ich geh mal davon aus, dass du Professionelle auf z.B. Notfallseelsorger oder etwas Derartiges beziehtst..

14.12.2010, 22:03
Nein, Wiebcke geht davon aus, daß ihr jungen Nachwuchssanitäter hier von Dingen redet - psychologische Notfälle und euer Handeln - wovon ihr aufgrund eures Lebensalters, eurer Ausbildung sowie Einsatzerfahrung so gut wie keine Ahnung haben könnt. Sicher könnt ihr an einfachen Reaktionen von euren " Patienten " so etwas ähnliches wie einen " psychologischen Notfall " erkennen, aber gerade hier werdet ihr ganz schnell an eure Grenzen als Schulsanitäter kommen und das gilt es in erster Linie für euch zu erkennen. Und dann ist ein Notruf an die nächste Leistelle das Maß aller Dinge für euch ... ;)

Gruß Jürgen

14.12.2010, 22:17
Nein...ich habe an was ganz anderes umgangssprachliches gedacht. ;-)
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

14.12.2010, 22:20
Aso.. Nein, wir laufen schon zivilisiert durch die Gegend, meistens mit Weste und so.

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