Original von Bine
Egal ob jetzt mit Dons Hilfe oder ohne. (und damit möchte ich dir, lieber Don nicht zu nahe treten)
Ich glaube nicht, dass sich diese Diskussion so einfach erledigen lässt, da sich in vielen Bereichen der Medizin eben keine schwarz/weiß-Antwort finden lässt.
Zunächst einmal würde ich es bevorzugen, den Patienten in der Rückenlage zu haben. Aber dies basiert darauf, dass ich in der Anästhesie genau diese Position gewohnt bin und weiß, dass ich sowohl einen verschlossenen Atemweg behandeln als auch eine Aspiration (zumeist) verhindern kann.
Zur Frage, ob eine Kombination aus SSL und Stifneck theoretisch denkbar ist: Rein theoretisch ja, wenn der Kopf achsengerecht gelagert und nicht gegen den Torso bewegt wird. Allerdings ist dies mit einem gewissen Aufwand verbunden, man benötigt viele Personen und geeignetes Lagerungsmaterial. Wenn ich nun also die Verschiebung einer HWK-Fraktur garantiert verhindern will, so würde ich dies einem untrainierten (Team) nicht empfehlen.
Zum Thema Aspiration:
Wir sollten alle möglichen Anstrengungen unternehmen, um eine Aspiration zu verhindern. Allerdings ist es längst nicht mehr so, dass eine Aspiration immer tödlich verläuft. So ist in den letzten 20 Jahren kein Kind mehr an einer Aspiration verstorben. Bei Erwachsenen dürfte die Letalität vielleicht bei 10-20% liegen.
Manches sollte man nicht überkomplizieren. Millionen Ersthelfern wird beigebracht, dass sie einen bewußtlosen Patienten in die SSL zu bringen haben. Wie Bine schon sagte, ist es im Zweifelsfall wichtiger, das Leben des Patienten zu sichern. Wenn ich also nun einen freien Atemweg erreichen will, so fällt dies einem ungeübten in der Seitenlagerung leichter, da sich hier der Atemweg von selbst sichert. Eine Wirbelsäulenfraktur ist immer nur ein Verdacht, der sich der manifesten Bedrohung durch einen verlegten Atemweg unterordnen muss. Was mache ich, wenn der Patient nicht atmet und ich bekomme ihn nicht intubiert, weil er einen Stifneck trägt? Ich nehme den Stifneck weg und vergesse die HWS, (Achtung: Vereinfachte Darstellung) weil er eventuell vielleicht eine Fraktur der HWS hat die dann eventuell vielleicht disloziert wenn ich den Kopf überstrecke, aber er definitiv in ein paar Minuten tot ist, wenn ich keine Luft in ihn bekomme. Gewisse Bedenken muss man eben mal über Bord werfen, wenn eine akute Gefahr droht.
Wie auch immer ihr in der geschilderten Situation handelt - beide Verfahren beinhalten Risiken und Vorteile. Mit beidem könnt ihr richtig aber auch falsch handeln. Wie oben erwähnt würde ich den Patienten in Rückenlage lassen und seinen Atemweg sichern. (Allerdings mit einem Endotrachealtubus). Wenn man sich für diesen Weg entscheidet sollte man aber in der Lage sein zu erkennen, ob er atmet oder nicht und ich sollte in der Lage sein, einen Esmarchschen Handgriff durchzuführen. Das Absaugen ist dabei trivial.
Übrigens wäre ein Güdeltubus in meinen Augen in dieser Situation eher nicht geeignet, da dieser eher zu einem Erbrechen führt als ein Wendeltubus.