Aktualität der Ausbildung

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07.05.2009, 09:46
Bei der Seitenlage zeige ich grundsätzlich nur die neue, weise aber gerade bei Nachfragen darauf hin, dass die alte nicht verkehrt ist und im Zweifel es wirklich nur darauf ankommt die Person auf die Seite zu drehen und den Kopf zu überstrecken wenn man im Notfall die Seitenlage nicht im Kopf hat.
Der immense Usus exterritorialer Vokabeln in der germanistischen Linguistik ist mit dezidiertem Fanatismus auf das maximale Minimum zu reduzieren!

07.05.2009, 18:54
Naja, die "neue" SL hat mMn schon einige Vorteile der "alten" gegenüber:
- sollte es zum Atem-/Kreislaufstillstand kommen, kann ich denjenigen (gerade wenn ich mich nicht gut auskenne) deutlich leichter zurück in die Rückenlage bringen
- ich brauche deutlich weniger Kraft, weil ich den Bewusstlosen einfach nicht über den Arm drüber rollen muss
- geringeres Verletzungsrisiko, weil man eben nicht drauf achten muss, dass der Arm weit unterm Körper ist

Gut, die didaktischen Vorteile hattest du ja schon genannt.
Organisatorisch ist es in unseren Kursen auch nicht einfach zwei Gruppen zu machen, da man ja erst bei >12 TN nen Ausbildungshelfer dabei hat und alleine kann ich keine zwei Gruppen von Laien ordentlich überwachen.

Wie weit jemand von seiner AUsbildugnsvorschrift abweicht, sollte jeder Ausbilder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil werde mich weiterhin daran halten und hoffe nur, dass das auch möglichst viele meiner Kollegen so tun. Ich habe bisher auch in Firmen, die alle 1-2 Jahre ein EH-T machen nur wenige Teilnehmer erlebt, die zwar in den "alten" Maßnahmen firm waren, sich aber durch die Neuerungen haben verwirren lassen.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

07.05.2009, 19:33
Die "neue" hat aber die Nachteile, dass man in ihr schlechter umlagern kann und der Patient nach ner halben Stunde "gewendet" werden muss.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

07.05.2009, 19:44
Naja, ich finde die Patienten in der neuen SL kaum schlechter umlagerbar. Und außerdem wäre das auch kein Maßstab für mich, was ich einem Ersthelfer beibringe.
Und wann hat ein Ersthelfer schonmal länger als ne halbe Stunde nen Bewusstlosen vor sich liegen?
Im SEG-Fall muss man halt alle halbe Stunde mit der Trillerpfeife das Signal zum Wenden geben und alle Patienten umdrehen ;) falls keine Trillerpfeife zur Verfügung steht, kann man auch einmal direkt neben dem Zelt eine Tonfolge lang das Martinshorn anmachen.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

07.05.2009, 21:40
Original von Bine
Im SEG-Fall muss man halt alle halbe Stunde mit der Trillerpfeife das Signal zum Wenden geben und alle Patienten umdrehen ;) falls keine Trillerpfeife zur Verfügung steht, kann man auch einmal direkt neben dem Zelt eine Tonfolge lang das Martinshorn anmachen.


Eine gute Führungskraft hat immer eine Pfeife in der Tasche. ;-)
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

11.05.2009, 19:22
Also jetzt mit der stabilen Seitenlage...
Ich hab in meinem ersten und zweiten EH Kurs die alte SSL gelernt.
Dann kam die San A Ausbildung in der Schule für den SSD und wir haben die Neue gelernt für den Patienten am Boden und die Alte für den Patienten auf der Trage.
In der Bereitschaft haben wir die SSL wiederholt und uns wurde gesagt, dass alles was "höher" als EH ist die Alte machen soll.

Nun mach ich halt die alte SSL im Fall der Fälle, der bei mir zum Glück noch nie eingetreten ist.

Aber ich war wirklich verwirrt, weil dieses Hin und Her echt ätzend ist...

11.05.2009, 19:51
@kiwi: Gabs denn auch ne Begründung dazu, warum man "über" EH die alte Seitenlage machen soll? Oder warum auf der Trage die alte?
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

11.05.2009, 23:18
Also mit der Trage wurde das Platzproblem genannt und deshalb die alte SSL gelehrt.

"Über" EH soll man auch die alte machen - gut, die Erklärung war nun bissl schwammig - weil die Neue nur vereinfacht wurde, damit die Laien, die den normalen Kurs machen, es nicht so schwer haben und quasi ohne viel Kraft jemanden in die SSL bekommen können. Die Alte sei ja komplizierter allerdings auch effektiver?! Keine Ahnung...ich kann beide und je nach schwere des Patienten werd ich mich dann für eine oder andere entscheiden, weil die Neue durch die Hebel Knie und Ellenbogen ja echt gut handharbbar ist.

12.05.2009, 13:23
Bisher hatte ich noch bei keinem Patienten ein Platzproblem, wenn ich ihn in der neuen Seitenlage auf die Trage gelegt habe. Wir haben das auch in ner Fortbildung mal ausprobiert mit diversen Leuten, weil das auch jemand gelesen hatte. Nur wir konnten dieses "Problem" zum Glück nicht feststellen.

Wenn man die Seitenlage richtig macht, sind afaik beide Versionen gleich wirkungsvoll. Man muss eben nur darauf achten, dass die untere Hand nicht unter dem Kopf sondern nur am Kinn liegt um den Kopf überstreckt zu halten. Und dass der Mund nach unten zeigt... aber das musste man bei der alten ja auch schon.

Und wer bei dieser Seitenlage einen Hebel anwenden will, hat in der Ausbildung gepennt oder den falschen Ausbilder gehabt. Zumidnest laut unserer Ausbildungsvorschrift soll nämlich explizit keine Hebelwirkung eingesetzt werden, sondern lediglich am Bein gezogen werden! Und als Ausbilder sind wir auch angehalten, das so zu sagen und beim Üben darauf zu achten, dass die TN ziehen und nicht hebeln.
Auch in der alten Version ist das Hebeln offiziell (zumindest nach 2003?) nicht(mehr) erwünscht gewesen.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

12.05.2009, 17:52
In der alten Version ist ein Hebeln am Bein doch eigentlich auch kaum möglich, oder? Schließlich nehme ich ja das nahe Bein und stelle es auf. Wenn ich es nun nach außen drücke, klappt das Bein ja eh nur zur Seite ohne den Körper mitzunehmen (bzw. erst sehr spät).

Aber was spricht dagegen den Hebel bei der neuen SL anzuwenden? Bei der muss ich es doch fast, denn meine kopfnahe Hand hält ja den fernen Arm des P. an der Wange und dann nur mit einer Hand am Bein einen schweren Patienten rüberziehen stell ich mir schwer vor. Klar, dabei muss ich immer ziehen aber wenn die Möglichkeit eines Hebel da is, dann nutz ich sie doch auch, oder?
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

12.05.2009, 18:14
Bei der alten Seitenlage hat man eher mit dem nahen Bein gehebelt um den Arm gut unter den Körper legen zu können. Beim Drehen konnte man da wirklich nix hebeln.

Das Hebeln hat halt einfach den Nachteil, dass man da (gerade bei schweren Patienten, bei denen man eher dazu verleitet wird ihn anzuwenden) starke Kräfte auf die relativ schwachen "Ansatzstellen" des Hebels einwirken lässt. Will heißen, dass ich beim Drücken am aufgestellten Knie die Kräfte direkt auf das Hüftgelenk übertrage, wodurch man dort ggf. Schäden verursachen kann.
Bei jungen, gesunden und leichten Patienten macht das nix, aber da brauch ich das ja auch eigentlich nicht. Und sich zwei Versionen für veschiedene Gewichtsklassen anzugewöhnen, finde ich relativ überflüssig und weiß ich auch nicht, ob man dann im Ernstfall da noch so drüber nachdenkt oder nich einfach gleich eine ("falsche") Version anwendet.
Wenn man einfach nur am aufgestellen Bein zieht, kommt man erprobterweise bis ca. 125 kg trotzdem immernoch relativ leicht zum Ziel. Alles was drüber liegt, kann ich leider keine Erfahrungswerte beitragen.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

12.05.2009, 18:47
Original von Bine
Will heißen, dass ich beim Drücken am aufgestellten Knie die Kräfte direkt auf das Hüftgelenk übertrage, wodurch man dort ggf. Schäden verursachen kann.


Ist dir zufällig ein solcher Fall bekannt? Ich kann mir momentan nur schwerlich vorstellen, dass die dabei entstehenden Kräfte so schädlich sein können (kann aber auch darin liegen, dass ich so leicht bin und dies zu sehr verallgemeinere :) !).
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

12.05.2009, 18:52
Bei Patienten mit künstlichem Hüftgelenk ist theoretisch bei dieser Bewegung ein Auskugeln möglich, allerdings halte ich das Risiko für relativ gering und im Rahmen der Risikoabwägung "Hüftluxation vs. Atemwegssicherung" für absolut nachrangig.

12.05.2009, 19:02
Also bekannt ist mir ein solcher Fall persönlich nicht, könnte aber daran liegen, dass bei uns seit langem drauf geachtet wird, dass eben nicht gehebelt wird.
Aber mit einem Hebel, der lang genug ist, kann man irrsinnige Kräfte aufbauen, von daher kann ich mir das prinzipiell schon vorstellen.

Und natürlich würd ich mich auch lieber für die Hüftlux entscheiden statt in ersticken zu lassen. Wenn es aber eine Lösung gibt, wie ich beides umgehen kann, dann nehm ich doch die.
Zuletzt geändert von Bine am 12.05.2009, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

12.05.2009, 19:08
Ohne genauer nachgelesen zu haben, möchte ich kurz einen kurzen Textausschnitt zitieren:

Die "vereinfachte" stabile Seitenlage
Seit Mitte 2006 wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) eine vereinfachte stabile Seitenlage empfohlen und in den Erste Hilfe Lehrgängen für Laien (LSM/EHL) gelehrt. Aufgrund der Zielgruppe dieses Buches wird auf diese Variante lediglich als Ergänzung eingegangen, da die Kenntnis des Vorgehens vorausgesetzt wird.
Kurzfassung: [...]
Erfahrungen mit der Anwendung der "vereinfachten" stabilen Seitenlage aus der Rettungsdienst Praxis:
- zwangsläufiges, extremes Verdrehen der Wirbelsäule des Patienten
- Relativ unstabile Lagerung im Vergleich zur "klassischen" Seitenlagerung, auch, da der Patient leicht in Bauchlage gelangt
- Bei schweren Patienten sehr schwer oder praktisch nicht anwendbar

Zitat aus: Rothe, Skwarek: Erste Hilfe Konkret. Troisdorf 2007

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