Realistische Unfall-/Notfalldarstellung

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27.11.2012, 20:23
Hallo!

Bei uns im SSD beschweren sich die SSDler manchmal darüber, dass wir viel zu wenig mit geschminkten Wunden und realitätsnah dargestellten Fallbeispielen arbeiten. Sie würden am liebsten jede Fortbildung einen Treppensturz an der Treppe mit geschminkten Wunden und einen Ball gegen den Kopf in der Sporthalle mit entsprechendem Hintergrund abarbeiten. Natürlich geben wir uns Mühe, Fallbeispiele, die an einer Treppe statt finden, dort abzuarbeiten. Aber mit geschminkten Wunden wirkt es für die SSDler halt besser und macht ihnen mehr Spaß.
Wenn die JUH uns dann den Kasten zur Verfügung stellt, dann können die SSDler selbst nicht schminken und es dauert extrem lang, bis wir üben können.
Andererseits sind meine SSDler begeisterte Mimen und einige wirklich gut. So wurden wir zum Beispiel auch zu regionalen Übungen eingeladen von THW, Feuerwehr, DRK oder JUH um zu mimen.


Jetzt hab ich einige Fragen an euch:

Können eure SSDler mit Schminkmaterial umgehen?
Wenn ja, wo haben sie das gelernt?
Wieviel und wie oft arbeitet ihr im SSD mit RUD?
Wie gestaltet ihr Fortbildungen realitätsnah, wenn ihr nicht jedes Mal schminken wollt?
Habt ihr im SSD eigenes Schminkmaterial?
Seit ihr selber Mimen? Habt ihr eventuell sogar eine Ausbildung dazu gemacht?
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

27.11.2012, 20:45
In dem SSD, indem ich bin machen wir Fallbeispiele ohne geschminkte Wunden. Wir haben kein Material dafür und können es eigentlich auch nicht.
Mit "sichtbaren Wunden" macht es auf jeden Fall mehr Spaß, als ständig nach zu fragen, was man sieht.
Mimen haben wir auch nicht, es ist halt immer Patient, wer gerade Lust hat.
Einmal im Jahr haben wir ein großes Fallbeispiel mit mehrern Mimen, die geschminkte Wunden haben und wo dann alle SSD´ler mit eingebunden sind.
Die Fortbildungen werden bei uns nie langweilig, da wir Theorie, Praxis und Fallbeispiele abwechseln. Außerdem ist unsere Ausbildung nicht in ein paar Wochenenden, sondern über das ganzes Schuljahr verteilt. Die Fallbeispiele finden bei uns nicht immer im Klassenzimmer statt, sondern werden auch mal im Gebäude verteilt.

27.11.2012, 21:38
Unsere SSD´ler können teilweise mit RUND-Material umgehen. Vor allen die Helfer, die auch in Jugendgruppen von Hilfsorganisationen oder als Ausbilder tätig sind, haben damit auch Erfahrung.

Fast alle Dozenten unsere Sanitätslehrgänge können auch Schminken. Wenn Fallbeispiele gemacht werden, nutzen wir eig. immer RUND-Material. Zwei Schmink-Sätze und ein Moulagenset halten wir dafür in der Zentralen Dienstleistung vor, die auch von den einzelnen Schulen entliehen werden können.

Es gehört meines Erachtens nicht viel dazu, mit relativ einfachen Mitteln gute Effekte zu erzielen. Das schafft man auch mit ein bisschen Ausprobieren.

Sinnvolle Grundausstattung aus meiner Sicht:

Farbspray (Faschings-Haarspray) blau, rot, schwarz
Vaseline-Dose, farblos
Sprühflasche für Wasser
Gefärbte Vaseline (hell- u. dunkelrot)
Spatel
Kunstblut, dickflüsig
ggf. Zerbeisskapseln (blutiger Schaum)
Taschentücher
Mulltupfer
Sprühpflaster
Handschuhe
Waschpulver zum Abschminken
Bierflasche etc.

Was wir damit alles tolles zaubern:

3-K-Schweiss (z.B. ACS, Schock):
Stirn mit dick Vaseline einreiben und mit der Sprühflasche einige Male Wasserperlen draufsprühen

Zyanose:
Blaues Haarspray kräftig auf Mulltupfer sprühen und, solange noch feucht, damit die Lippen abtupfen. Nur äußerlich anwenden.

Schnitt-/Platzwunden:
Gefärbtes Vaseline (hellrot) dick auf die Haut auftragen, zum Rand hin dünner werdend. An der gewünschten "Schnittstelle" mit einem Spatel einen Strich (Graben) ziehen und mit Kunstblut volllaufen lassen. Noch ein bisschen (oder auch etwas mehr) Kunstblut runtertropfen lassen. Kann man auch noch eine Plastikscherbe reinstecken (Fremdkörper).

Mit Knöchel umgeknickt:
Knöchel aus einiger Entfernung vorsichtig mit blauem Haarspray einsprühen. Nicht zu dick auftragen!

Verbrennungen:
1. Grad: Mit rotem (und ggf. schwarzem) Haarspray aus gebührendem Abstand einsprühen

2. Grad: Wie bei 1.; zusätzlich noch einzelne ovale Zellstofflagen aus Taschentüchern herausreißen oder schneiden, auf die Haut auflegen und insbesondere die Ränder kräftig mit Sprühflaster einsprühen. Die Mitte der "Brandblase" von der Haut hochziehen und antrocknen lassen. Wirklich nur eine dünne Schicht (Lage) Taschentuch verwenden! Ggf. mit Haarspray farblich nachbessern.

Alkoholintoxikation:
Alk-Flasche spricht wohl für sich...

Zungenbiss bei Krampfanfall:
Zerbeisskapsel im Mund zerbeissen und Inhalt mit Speichel aufschlagen. Während des "Krampfens" oder kurze Zeit danach aus dem Mund herauslaufen lassen.

Gerade im Karnevals- oder Halloween-Bedarf sind einige Materialien zuhauf erhältlich. Eine gute Zeit, um sich einzudecken.

Und nicht allzu aufwändig in der Vorbereitung.
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 27.11.2012, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

28.11.2012, 22:42
Ich werde es mal vielleicht unserem Betreuungslehrer vorschlagen:

(Mimen + RUD)
- für die Schulsanitäter Übungsdienste
- für den Erste Hilfe Kurs
- für die Lehrerfortbildung
- für sonstige Übungen während der Schulzeit

Denn mich persönlich hat das immer angekotzt, wenn einfach sinnlos Ketchup auf eine Stirn geklatscht wurde, welcher das eine Mal das Blut darstellte, kaum abgetupft und desinfiziert haste alles mit Ketchup vollgesaut und eine unsichtbare Wunde...

Mfg Moritz

29.11.2012, 06:59
Ihr desinfiziert Wunden?

29.11.2012, 17:53
Ja Wunddesinfektionsmittel. Reinigen tun wir die Wunden natürlich auch mit Wasser...
Wiese fragst du?


Mfg Moritz

29.11.2012, 18:10
Original von MoWolle
Ja Wunddesinfektionsmittel. Reinigen tun wir die Wunden natürlich auch mit Wasser...
Wiese fragst du?


Mfg Moritz


Weil man normalerweise keine Wunden desinfiziert, als Ersthelfer. Auswaschen mit ein wenig Wasser darüber braucht man ja nicht reden, so sollte es auch sein. Aber das desinfizieren steht zum Beispiel nicht bei uns auf den Plan.
(Korinther Hohelied)"Die Liebe ist langmütig und freundlich; Die Liebe eifert nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie erfreut sich nicht von der Ungerechtigkeit sondern erfreut sich von der Wahrheit.." (Korinther Hohelied)

29.11.2012, 18:13
Ist übrigens auch gar nicht erlaubt. ;)
(Bezieht sich aufs Desinfizieren.)

29.11.2012, 19:55
Solange sie nur die geschminkten Wunden desinfizieren...
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

29.11.2012, 19:55
Original von TaMi
Original von MoWolle
Ja Wunddesinfektionsmittel. Reinigen tun wir die Wunden natürlich auch mit Wasser...
Wiese fragst du?


Mfg Moritz


Weil man normalerweise keine Wunden desinfiziert, als Ersthelfer. Auswaschen mit ein wenig Wasser darüber braucht man ja nicht reden, so sollte es auch sein. Aber das desinfizieren steht zum Beispiel nicht bei uns auf den Plan.


Weil (Leitungs?-)Wasser so viel weniger Keime als Wunddesi (Octenisept/Wasserstoffperloxid) hat???

Grüße
Berliner Schildkröte
Zuletzt geändert von Berliner Schildkröte am 29.11.2012, 20:08, insgesamt 1-mal geändert.
High-water Food Service
Private Coffee, 3. preußisches Sanitätsgeschwader Berlin

29.11.2012, 20:00
Original von Berliner Schildkröte
Wasserstoffperloxid


Was für ein niedlicher Tippfehler. :D
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

29.11.2012, 20:09
Original von Berliner Schildkröte
Weil (Leitungs?-)Wasser so viel weniger Keime als Wunddesi (Octenisept/Wasserstoffperloxid) hat???



Trotzdem bin ich immer noch der Meinung, das ein Ersthelfer die Wunden nicht mit Desinfektionsmittel desinfizieren darf. Auch rechtlich gesehen darf man das nicht als Ersthelfer.
Es sollte trotzdem klar sein, das der grobste Schmutz aus Wunden entfernt werden muss und schließlich dann von einen Arzt angeschaut werden sollte. Noch dazu um den Tetanus-Schutz zu überprüfen.
Was glaubt ihr welcher Aufstand das bei mir in der Schule war, wo ich mit voller Wucht auf den Boden geschubst wurde, meine Hand schön an einer Eisenkante entlang gerutscht ist, grad noch Glück das es nicht die Radialis erwischt hat.
Auch hatte ich in dem Moment Glück nicht mit dem Hinterkopf aufgeschlagen zu sein.
War halt ne schöne große Wunde, die ziemlich stark geblutet hat, die haben mir die natürlich schnell versorgt und dafür gesorgt das mich ein Vormund mit Erlaubnis meines Vaters abholt und sofort zum Krankenhaus fährt (zu diesem Zeitpunkt musste jede Wunde im Krankenhaus aus Versicherungsschutz angesehen werden).

Nur mal so ganz nebenbei ;)
Zuletzt geändert von TaMi am 29.11.2012, 20:13, insgesamt 1-mal geändert.
(Korinther Hohelied)"Die Liebe ist langmütig und freundlich; Die Liebe eifert nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie erfreut sich nicht von der Ungerechtigkeit sondern erfreut sich von der Wahrheit.." (Korinther Hohelied)

29.11.2012, 20:29
Dein Fall ist aber weder eine Indikation für eine Wundsäuberung mit Wasser noch eine für eine Desinfektion.

Wunden, die desinfiziert werden müssen, gehören zum Arzt.
Wunden, die nicht bluten, nicht desinfiziert und ärztlich begutachtet werden müssen, kann man auch mit Wasser abspülen. Der Körper soll so etwas wie ein Abwehrsystem gegen Keime haben... (Für weiteren Diskussionsbedarf bitte die entsprechenden alten Threads darüber verwenden)
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

29.11.2012, 20:41
Original von TaMi
Es sollte trotzdem klar sein, das der grobste Schmutz aus Wunden entfernt werden muss und schließlich dann von einen Arzt angeschaut werden sollte. Noch dazu um den Tetanus-Schutz zu überprüfen.

Du entfernst auch nicht mal den groben Schmutz aus Wunden, sondern lässt sie so schön, wie sie sind.
Wir streiten bei uns auch bei Sanitätsdiensten und im RD regelmäßig, ob Wunden nun von uns desinfiziert werden oder nicht. Da dies aber invasiv ist, ist es dem Arzt vorbehalten.
Original von TaMi
(zu diesem Zeitpunkt musste jede Wunde im Krankenhaus aus Versicherungsschutz angesehen werden).

Dies ist auch heute noch so. Damit die GUV (bzw. BG) zahlt, musst du jede Wunde beim D-Arzt (BG-zugelassener Arzt) respektive notfalls im Krankenhaus nachschauen lassen.
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!


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