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Wunsch-Ausbildung
Verfasst:
01.05.2012, 11:08
von peit
Angenommen ihr könntet die Ausbildung zum Sanitätshelfer frei von irgendwelchen (HiOrg-) Vorgaben gestalten - was würdet ihr darin aufnehmen, mit jeweils mit wievielen Unterrichtseinheiten (UE)?
Einzige Vorgaben:
- Vorraussetzung: EH-Kurs
- Max. Dauer: 24 UE
- Die Leute sollen hinterher sowohl im SAN-/ Wasserrettungsdienst als auch im KatS usw. eingesetzt werden.
Welche Themen sollten unterrichtet werden? Auf welche kann man u.U. verzichten? Wie würdet ihr die Schwerpunkte setzen?
Verfasst:
01.05.2012, 11:46
von Zeuschen
Also, aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Thema ist die Lagerung. Diese sollte praktisch geübt und theoretisch gelernt werden. Wann kommt welche Lagerung und wie funktioniert das. Das sollte auch ein Nachmittag wert sein.
Auch Fallbeispiele sollten auf keinen Fall zu kurz kommen, idealerweise immer mal wieder zwischendurch. Bei 12 Teilnehmern wären das 6 FBs also etwa 3 UE.
Verfasst:
01.05.2012, 13:04
von krumel
Lagerung würde ich dagegen nur sehr sehr marginal betrachten, nur als Lagerung am Unfallort.
Alles was "Transport" angeht würde ich rauslassen, Ausnahme vielleicht noch maximal "KatS Trage Schleppen".
Generell: Maximaler Focus auf BLS-Reanimation(ggf. inkl. Kind -grade im WRD dringend nötig-), evtl. mit Larynxtubus und AED als "erweiterte Maßnahmen", generell ist der Fokus eher auf das sichere Beherrschen von Basismaßnahmen (Druckverband/Tourniquet, RR-Messung, Beatmung/Reanimation, manuelle HWS Immobilisation, Anwendung von Sauerstoff, Anwendung des AED) gehen. Dazu dann noch minimale Krankheitslehre der großen "fünf" (MI, CVI, Hypogly, Epi, "akutes Abdomen"). Und mehr wirst du nicht realistisch rein kriegen.
Bitte bitte nicht noch ein Kurs-Konzept bei dem die Helfer mir zwar nachher erklären können wie der erhöhte TropT zustande kommt..Aber dafür von RR Messung keine Ahnung haben.
Verfasst:
01.05.2012, 13:15
von leuchtreklamefahrer
Original von krumel
CVI
Die chronische venöse Insuffizienz find ich jetzt nicht so notfallrelevant
Ich sehe das prinzipiell ähnlich wie krumel - im aktuellen Konzept stören mich zB (wie im EH-Kurs) die thermischen Notfälle. Interessant sind Verbrennungen und deren Therapie, alles andere könnte man wegen mir getrost in 2 Sätzen abarbeiten.
Wichtig sind Reanimation und Stabile Seitenlage en détail, dazu "Orientierung" im Notfallkoffer, und sicheres Anwenden der dort verfügbaren Materialien.
Weniger Theorie zu Funk etc, dafür allgemein Praxis! Da kann man das Thema Funk o.ä. ja wunderbar einbauen!
Zudem würde ich die ganze Assistenz zu "Zugang und Intubation" raus schmeißen. Wer die Maßnahme an sich kann, kommt da auch ohne Assistenz gut aus, oder bringt sich seinen Assistenten selbst mit...
Verfasst:
01.05.2012, 14:59
von peit
Mit der RR-Messung habe ich so meine Schwierigkeiten... Einerseits ist es natürlich ein guter Verlaufsparameter und auch wenn "höher qaulifiziertes" Personal anwesend ist, ist ein Sani der das vergleichsweise zeitintensive RR-Messen übernimmt durchaus hilfreich.
Andererseits sind die unmittelbaren Konsequenzen die sich aus dem RR für einen Sanitäter ableiten lassen doch begrenzt. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich beim RR-Messen (und zumindest einem grundlegenden Verständnis, was das ist) die meisten doch recht schwer tun - bzw. kaum jemand nach so einem Kurs unter erschwerten realen Bedingungen zeitlich akzeptabel den RR erheben kann.
Umgang mit der Trage finde ich hingegen ziemlich wichtig - zumindest in Grundzügen, so dass ich ein anderes Team unterstützen kann.
Was mir in der Ausbildung hingegen fehlt ist der Umgang mit Bagatellen (Quallen, Wespenstiche, kleine Wunden) und der Abgrenzung zu Notfällen und Erkrankungen die eine unmittelbare/ spätere ärztliche Versorgung benötigen. Zumindest jüngeren Helfern fällt das doch oft schwer. Immerhin sind das in vielen Fällen >95% der Behandlungsfälle.
Was mir oft ebenfalls fehlt ist eine etwas tiefer-gehende Einführung in die (Hände-)Desinfektion.
Was würdet ihr von einem Weglassen der Maskenbeatmung und stattdessen primärer Nutzung eines Larynxtubus halten? Auch wenn ich letzteres bisher nur an Puppen ausprobiert habe, erscheint es mir doch bedeutend einfacher... Und als Notfallalternative sollte man IMHO sowieso immer noch eine Taschenbeatmungsmaske bereithalten.
Und wenn man schon die Maskenbeatmung mit Beutel beibehält, dann sollte man zumindest explizit und praktisch auf die 2-Helfer-Methode eingehen (die ja auch in den Leitlinien erwähnt wird)...
Funk kenne ich gar nicht als SAN-Thema!? In der DLRG gehört das in die Helfergrundausbildung...
Verfasst:
01.05.2012, 15:09
von madhef
Feststellung: Unmöglich!
Allein für die allgemeine KatS-Ausbildung würde ich rund 32-48 UE veranschlagen. Da ist aber noch kein bißchen Fachdienstausbildung dabei.
Verfasst:
01.05.2012, 15:58
von Zeuschen
Original von peit
Was mir in der Ausbildung hingegen fehlt ist der Umgang mit Bagatellen (Quallen, Wespenstiche, kleine Wunden) und der Abgrenzung zu Notfällen und Erkrankungen die eine unmittelbare/ spätere ärztliche Versorgung benötigen. Zumindest jüngeren Helfern fällt das doch oft schwer. Immerhin sind das in vielen Fällen >95% der Behandlungsfälle.
100% Zustimmung!
In der Realität ist das immer ein Problem und es ist, im Unterschied zum Sankurs, kaum möglich, halt einfach nen Notruf zu machen und dann ein bischen Betreuung.
Vom Sanitäter/SanHelfer wird -im Gegensatz zum Ersthelfer- gefordert, dass er Verletzungen und Erkrankungen einschätzt und dann entscheidet. Hier ist der Sankurs leider keine Hilfe.
Verfasst:
01.05.2012, 16:22
von leuchtreklamefahrer
Guter Punkt - aber wie (außer durch Fallbeispiele) kann man die Handlungs-und Entscheidungskompetenz des Sanitäters erhöhen?!
Verfasst:
01.05.2012, 16:23
von madhef
Man sollte immer mal überlegen welchen Ursprung diese Ausbildungsgänge haben und welche Arten von Verletzungen in diesem Bereich zu erwarten waren. Da hat man in den letzten Jahrzehnten meines Erachtens schon einen großen Sprung gemacht.
Verfasst:
01.05.2012, 16:46
von leuchtreklamefahrer
Definitiv - aber warum nicht noch einen riskieren?
Verfasst:
01.05.2012, 16:51
von madhef
Original von leuchtreklamefahrer
Definitiv - aber warum nicht noch einen riskieren?
Fachlich sicher ein interessanter Ansatz. Wird aber u.a. daran scheitern, daß fast überall für diesen Teil der Ausbildung ganz oder zumindest teilweise Gelder von Leuten verwendet wird, die diese eher in Bezug auf die anderen Bereiche ins Spiel gebracht haben.
Verfasst:
01.05.2012, 17:02
von leuchtreklamefahrer
Klar- ich hatte diesen Thread hier eher als fiktiven Wunschzettel betrachtet..?
Verfasst:
01.05.2012, 17:19
von peit
Klar, hatte nicht vor am Ende ne Liste erstellen und an DLRG, DRK & Co. KG schicken und zu hoffen, dass die nur auf die Vorschläge aus unserem Forum gewartet haben.
Aber man hat ja trotzdem einen gewissen Freiraum in dem man die Ausbildungsvorschriften ausgestaltet... Und ansonsten ist träumen ja auch erlaubt^^
In Fallbeispielen werden ja meistens keine Bagatellverletzungen behandelt.
Was ich mir wünschen würde wäre
a) die konkrete Behandlung bestimmter Bagatell-Verletzungen
b) eine Art Checkliste - brauchen ich den RD, muss der Patient zum Arzt?
Z.B. in Bezug aufs Akute Abdomen:
- Vitalfunktionen im Normbereich (oder max. x Abweichung)?
- Beschwerden dieser Art bekannt?
- Patient über 18?
-
-
- Kein sonstiger Anhalt für akut bedrohliche Erkrankung?
Wenn 6 mal Ja, dann Patienten heim schicken, sonst RD, sonst xy
Müsste man mal überlegen ob sich so etwas realisieren ließe...
Verfasst:
01.05.2012, 17:37
von madhef
Original von leuchtreklamefahrer
Klar- ich hatte diesen Thread hier eher als fiktiven Wunschzettel betrachtet..?
Schon klar. Nur muß man einfach berücksichtigen, daß bei SanDienste und im K-Fall (und noch vielmehr im V-Fall) mit gänzlich anderen Problemen zu rechnen ist und zudem auch ganz andere Rahmenbedingungen herrschen.
Auch hätte nichts dagegen mehr von dem Kleinklein-Kram sowie viel mehr Praxis in der Ausbildung wiederzufinden., doch wird das allenfalls dazu führen, die vorhandenen Vorgaben noch mehr zu erweitern.
Sieht man sich z.B. das Ausbildungsprogramm an, was in der KatSDV 430/630-HE (Entwurf) festgelegt ist, dann findet man da im direkten San-Bereich 48+16+16 UE. Diese bieten im Gegensatz zu alten Vorgaben den internistischen Bereich einiges mehr, den Kleinklein-Kram, der für viele SanDienste benötigt wird kommt jedoch zu kurz. Ebenfalls finde ich den Praxisanteil eher zu gering.
Möchte man das alles noch dabei haben, wird man nicht umhin kommen dieses noch obendrauf zu machen.
Verfasst:
01.05.2012, 18:54
von acrus
Was ich mir wünschen würde, wäre eine Ausbildung, die bei allen Organisationen nahezu gleich ist.
Momentan gehe ich vom DRK zur JUH. Beim DRK wird mit LT unterrichtet, dafür ist BZ messen verboten, wenn du kein RS oder höher bist.
Bei der JUH ist es genau umgekehrt: BZ messen ist für alle, dafür ist der LT verboten.
Als Helfer, welcher im Wechsel ist, nicht gerade schön! Außerdem erschließt sich mir der Sinn nicht ganz. Das würde ja im Umkehrschluss heißen, dass ich bei einer von beiden Orgas besser versorgt werden würde als bei der andern...