(Un)Sinn im Schulsanitätsdienst

Tasche, Rucksack oder Koffer? AED ja oder nein? Ist eine Trage wirklich notwendig? Dienstkleidung? Warnwesten? Wo einkaufen? Alle diese Fragen und alles Weitere, was mit eurer Ausrüstung zu tun hat, findet hier Platz!

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05.04.2010, 22:07
Original von Hajo Behrendt
Ja, und was war da jetzt so ungewöhnlich dran?

Patienten mit Kreislaufproblemen sollten doch auch in Wilster vorgekommen sein, oder?

Was hast du denn anders gemacht???


Noch mal zur Verdeutlichung des Versorgungsablaufes:

Alarmierung "Person kollabiert / P nicht ansprechbar". Bei Eintreffen an der Patientin ist die bereits wieder voll da oder lediglich leicht somnolent. Die Freundin sagt quasi zur Begrüßung: "Das kommt davon, wenn du immer nichts trinkst!"...

Nachdem sich das Team vorgestellt hat, ergibt eine RR-Messung bei der auf dem Boden sitzenden Person einen Wert von 90 / 60 mmHg.

Die Patientin gibt an, seit längerer Zeit nichts getrunken zu haben, häufig Stress, Schlafmangel etc., der dazu kommt.

Die Patientin (ansprechbar, nicht vital bedroht) wird also per Rollstuhl oder Trage in den Sanitätsraum verbracht.

Hier erfolgt eine erneute RR-Messung, standardisiertes Anamnesegespräch und die Lagerung in Schocklage auf der Liege. Es wird ein Getränk vorbereitet und der Pat. empfohlen zu trinken und Zwieback/Kekse zu essen.

Nun kann man sie an die elektronische RR/Puls-Überwachung ranhängen und den Wert alle 5 bis 10 Minuten nachmessen lassen. ODer man macht das manuell.

In 90% der Fälle bessern sich die Symptome nach 20 bis 30 Minuten, so dass die Pat. mit Begleitung entlassen werden kann.

Bei ausbleibender Besserung oder im Zweifelsfall erfolgt eine (für die Kasse 300-800 Euro teure) Rettungsdienst-Alarmierung.

Ich kann doch nicht allen Ernstes für jeden dieser Fälle eine RTW-Alarmierung veranlassen! Der Leiter RTD erschlägt mich, und der Sinn eines SSDs (auch: Kostenreduzierung!) wäre aus meiner Sicht verfehlt!



Sorry wenn ich mich mal einmisch hier, aber wer bist du eigentlich?
Arzt oder Wunderheiler oder sonst was, dass du deine Patienten einfach mal warten lässt und schaust was passiert?
Ich rate dir mal schnellstens dein Wissen über Kreislaufprobleme/Kollaps und deren mögliche Erkrankungen/Folgen zu studieren. Oder möchtest du so behandelt werden? Für was gibt es denn bitte Krankenkassen, die einen RD Einsatz bezahlen?
Sabine, 23 Jahre / Ex-SSD-GFS/ BRK-SEG Fo/ JUH

Qualifikation oder ähnliches können erfragt werden, lege keine Wert drauf mich vor anderen als Supersani oder sonst was darzustellen zu müssen!

05.04.2010, 22:09
Ich bein auch nicht im SSD, um die Kosten für die Behandlung von Erkrankten/Verletzen der Krankenkassen zu vermindern... :rolleyes:
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

05.04.2010, 22:15
Erstens habe ich bereits korrigiert.

Zweitens sehe ich bei diesem speziellen Einsatzbild "Kreislaufdysregulation" mit der jetzigen Verfahrensweise keine Probleme.

Bei KEINER anderen Einsatzindikation wäre mir bekannt, dass Schüler von uns erst zur "Beobachtung" in den Sanitätsraum gebracht werden würden, geschweige denn, das wir "Doktor spielen" würden. Von diesem Vorwurf distanziere ich mich energisch!

Unsere Helfer verfügen meist über mehrere Jahre sanitäts- und/oder rettungsdienstliche Erfahrung und eine Ausbildung, die den Rahmen der Sanitätsausbildung bei Hilfsorganisationen oft weit übersteigt.

Der Rest ist vielelicht auch ein Ausdruck unserer unterschiedlichen Auffassungen vom "Schulsanitätsdienst". Während du der (durchaus auch legitimen) Ansicht bist, ein SSD sollte NUR REINE ERSTE HILFE leisten und dann den Rettungsdienst nachalarmieren, sehe ich den Schul SANITÄTS dienst als Form des Betrieblichen Sanitätsdienstes an, bei dem das reine Ausführen von Basis- Erste-Hilfe Maßnahmen und das stumpfe RTW-Nachgefordere nicht ausreichen.

Da hätten wir jeden zweiten Tag ein Fahrzeug und bald auch einen wütenden Leiter RTD auf dem Hof stehen.

Bei entsprechender Qualifikation der Helfer kann ein SSD mehr!
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

05.04.2010, 22:34
Original von Hajo Behrendt
Da hätten wir jeden zweiten Tag ein Fahrzeug und bald auch einen wütenden Leiter RTD auf dem Hof stehen.


Ich glaube nicht, dass ihr jeden zweiten Tag einen Patienten mit RD-Indikation habt und wenn es so wäre sollte man sich vielleicht über die Ursachen Gedanken machen.

Langzeitüberwachung, ist meiner Meinung nach immer noch nicht die Aufgabe eines SSDs.
High-water Food Service
Private Coffee, 3. preußisches Sanitätsgeschwader Berlin

05.04.2010, 22:36
@ Hajo
Schreib doch bitte dazu, wen du genau ansprichst!

Ich weiß ja nicht wie du das siehst als vielleicht mal angehender Lehrer, aber möchtest du, dass deine Schüler ne halbe Ewigkeit weg sind auf nem Einsatz? Also dann würd ich die Zeit dann doch bitte gern schlecht bezahlt bekommen und meinen Schulstoff sollte bei mir nicht mehr abgefragt werden und als Wissen vorausgesetzt werden.
Überleg dir mal was das für Schüler aus dem Gymnasium ausmacht, wenn die so lang fehlen!
Außerdem dürfte sich dein Leiter RD doch freuen wenn seine Fahrzeuge gut ausgelastet sind ;)

Und nimm bitte deinen Mund nicht so voll, was den Ausbildungsstand deiner Helfer angeht, wie Alt sind die denn und wo soll die ganze Erfahrung her kommen?
Sabine, 23 Jahre / Ex-SSD-GFS/ BRK-SEG Fo/ JUH

Qualifikation oder ähnliches können erfragt werden, lege keine Wert drauf mich vor anderen als Supersani oder sonst was darzustellen zu müssen!

05.04.2010, 22:38
Ich muss da Hajo mal zustimmen: Warum sollten solche Fälle ins KH? Sicher gilt es, abzuwägen und jedesmal eine Einzelfallentscheidung zu treffen, aber entsprechend ausgebildetes Personal sollte dazu in der Lage sein (und muss andernfalls die Konsequenzen tragen). Ihr müsst bei Euren ganzen Argumentationen bedenken, dass Hajo an einer Berufsschule ist und dort entsprechend ältere Sanis und Schüler agieren, als an den meisten hier vertretenen Schulen.
Das geht hier glaub ich oft unter.

Leute, denkt doch mal an SanDienste in Eurer HiOrg oder an RD-Einsätze: Da nimmt man doch nicht jede Synkope mit ins Krankenhaus/fordert einen RTW nach, wenn sich der Zustand bedeutend bessert!? Also bitte, wer mir das erzählen möchte....

Ich finde das durchaus legitim, im Einzelfall in Absprache mit dem Patienten und unter Berücksichtigung von Anamnese, erhobenen Werten und entsprechender Gesamtsituation (Patient alleine unterwegs? unter Beobachtung? Alter? ...) zu entscheiden. Das kann dann auch mal in "forciertes Zuwarten" münden. :)

Lange Rede, kurzer Sinn: Nach oraler Flüssigkeitszufuhr und Nahrungsaufnahme kann ich jemanden nach halbstündiger (beliebige Zeit hier, evtl auch mal Stunde nötig) Betreuung und Besserung wieder laufen lassen.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

05.04.2010, 22:48
@GeKue
Ich geb dir da schon recht, aber wir reden hier doch eigentlich von einem normalen SSD und nicht von einem SSD in der Berufsschule. Sicher entscheidet man das von der Situation heraus allerdings glaube ich nicht, dass alle Schulsanis, vorallem wenn sie erst angefangen haben das nötige Wissen dazu haben. Und meist sind die Patienten doch unter 18, so dass die Eltern eigentlich einscheiden müssten und die Schüler nicht die eigene Verantwortung übernehmen können.
Aber Ende der Diskussion, wir drehen uns ja sowieso nur im Kreis...wobei ich nicht verstehe, dass sich manche Leute im Forum hier so aufspielen müssen wegen gewissen Themen...
Schönen Abend noch. :)
Sabine, 23 Jahre / Ex-SSD-GFS/ BRK-SEG Fo/ JUH

Qualifikation oder ähnliches können erfragt werden, lege keine Wert drauf mich vor anderen als Supersani oder sonst was darzustellen zu müssen!

05.04.2010, 22:54
Und genau da liegt der Irrglaube! Für Hajo IST sein SSD ein ganz normaler SSD. Warum auch nicht? Seid doch nicht so engstirnig und versucht, die unterschiedlichen Voraussetzungen zu berücksichtigen, bevor ihr drauf los diskutiert und ihn oder seine Sanis als "Wunderheiler" abtut. Und Hajo ist 27, laut seinem Profil. Da kann man als RA (Krankenwagenbeifahrer?) durchaus ein paar Einsatzstunden sammeln.

Du wunderst Dich, Sabine, das sich manch einer so aufspielt? Ich wunder mich auch! Aber vermutlich über ganz was anderes als Du.... ich wunder mich über Kleingeister.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

05.04.2010, 23:19
@Hajo:

Ihr seid sicher ein Ausnahme-SSD, bei dem manches etwas anders gehandhabt werden kann, vor allem, weil wohl ein Großteil der Sanis und Patienten lange (?) volljährig ist und auch teilweise wohl entsprechende Lebenserfahrung mitbringt.

In den Diskussionen hier im Forum solltest du (und sollten auch einige andere) nicht vergessen, dass es hier hauptsächlich um den SSD in seiner üblichen Form geht. Nämlich um ca 14 - 18-jährige, die während der Schulzeit bei Notfällen in der Schule Erste Hilfe leisten!

Und jetzt meine Meinung zum Thema:
Der "handelsübliche SSD" [tm] braucht keinen Vitaldatenmonitor!

06.04.2010, 05:05
Bin hier auch eher Gerrits und Hajos auffassung.
Warum fordern Veranstalter immer mal wieder sanis an?
AUCH damit wir die Entscheidung treffen ob der RD gerufen werden muss.

Auf Sanitätsdiensten ist das eine unserer Aufgaben, und auch bei uns würden wir nicht zwingend wegen der einmaligen Kreislaufdysregulation nen RTW alarmieren, wenn die Genese auf Grund von der Anamnese auf der Hand liegt.

NATÜRLICH kann es eine ganz andere Ursache haben, aber ich weiger mich als Sani nur immer die 112 zu wählen, und dann zu dokumentieren.

Man muss immer seine Taten abwägen, und wenn die SSDler alle 15 sind, ist sicherlich öfter mal den RD rufen die Vernünftige entscheidung. Wenn aber das Team aus zwei 18 Jährigen besteht mit ein paar Jahren HiOrg SD erfahrung, dann find ich es vertretbar wenn diese auch mal entscheiden das hier erstmal kein RTW nötig ist. Auch bei einer Synkope.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

06.04.2010, 14:24
Nochmal zurück zum Überwachungsmonitor.

Wenn einen Überwachungsmonitor schon "benötigt" wird :rolleyes:, warum investiert man dann nicht in ein Gerät wie den Lifepack12 oder einen Corpuls 08/16?

Da hat man dann halt eine Konsequenz, bei Bedarf: Defibrillation.
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

06.04.2010, 14:26
Dass er benötigt wird und "ach so wichtig ist", wurde meines Wissens hier nie behauptet!

Zu deiner Frage:
Es besteht immer noch ein klitzekleiner Unterschied zwischen einem Überwachungsmonitor für vlt. 2000 Euro und einem Defi, für den man mal gut und gerne 10.000 Euro hinblättern kann (wenn nicht sogar noch mehr).
Da ist die Kombination mit einem AED vlt. sinnvoller und vor allem günstiger ;) .

06.04.2010, 14:30
Man bekommt so ein Ding auch gebraucht, vielleicht auch wenn der RD im Kreis welche aussortiert, weil die updaten.
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

06.04.2010, 14:32
Ist mir durchaus bewusst, aber man sollte bei der Beschaffung solcher Geräte schon aufpassen und sich einen Defi nicht unbedingt bei Ebay holen.

06.04.2010, 14:45
Ich sprach vom Rettungsdienst im Kreis, und nicht ebay...
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

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