Stethoskop

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03.01.2011, 23:57
Hallo Forengemeinde, Hallo Rettungsdienstler!

Mich würde es mal interessieren, wie ihr zu eigenen Stethoskopen steht. Bei mir im Rettungsdienst gibts ein paar Kollegen, die sich ein eigenes Stethoskop zugelegt haben. Die Begründung war: 1) Hygienische Vorteile 2) besser wie die Standart-Stethoskope auf dem RTW.

Ich persönlich sehe keinen Nutzen daraus, sich ein eignes Stethoskop zu kaufen, wie seht ihr RD'ler das, habt ihr ein eigenes?

Die Kollegen, die des bei uns machen, kaufen sich dann halt die teureren von Littmann - da gibts dann auch die vom Typ "superwichtig", die sie dann um den Hals hängen haben, während sie im Auto sitzen oder auf der Wache...
Für's RR messen oder mal abhören reichen, finde ich, die ganz normalen Standart-Stethoskope, zur Hygiene die Ohrmuscheln und die Membran vor und nach Gebrauch desinfizierend reinigen.

Grüße,
Mike
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

04.01.2011, 00:09
Ich ziehe auch - aus hygienischen Gründen - mein eigenes Stethoskop vor. Grade im ehrenamtlichen Sanitätsdienst kann man leider nicht immer so ganz genau sagen, wer wann das Stethoskop aus der Tasche als letztes in den Ohren hatte und ob er es anschließend auch einer desinfizierenden Reinigung unterzogen hat.
Und es gibt durchaus Kollegen, deren Ohrenschmalz ich nicht unbedingt in meinen Ohren haben möchte... (Leider auch eine "Folge" des Ehrenamtes...)

Von der Akustik her reicht mir auch ein simples Schwestern-Stethoskop, aber nachdem ich mit einigen günstigen Modellen schlechte Erfahrungen in Form von verlorenen weil nur aufgesteckten Ohroliven machen musste, habe ich mir dieses bestellt und bin damit durchaus zufrieden.

04.01.2011, 10:09
Kann beide Argumente nur bedingt nachvollziehen:

zu 1) Wenn ich beim Fahrzeugcheck bei Schichtübernahme neben einem halben Dutzend an Elektrogeräten, Glühbirnen, Öl- und Benzinstand, Anzahl von Spritzenpumpen und Füllstand von drei Sauerstoffflaschen noch 30 Sekunden mehr in das Reinigen von Ohroliven investieren, dann dürfte das eigentlich kein Problem sein. Da ist der faule Kollege mit dreckigen Ohren doch eher nur vorgeschoben...

zu 2) Wenn ich in der Lage bin tatsächlich mehr als Darmgeräusche, Blutdruck und brodelnden Lungen zu hören, zuzuordnen und dann noch sinnvolle Schlüssel (mit möglichst unmittelbarer Konsequenz) daraus zu ziehen, dann ist ein hochwertiges Stethoskop sicher vernünftig.
Wenn hingegen des Standard-Gerät auf dem RTW nicht mal dazu taugt - dann sollte man bei einem Gesamtpreis von mehreren 10.000 Euro mal überlegen, ob es dann wirklich auf die 10 Euro mehr für ein vernünftiges Stethoskop ankommt.

04.01.2011, 10:52
Ich habe auch so ein ähnliches wie Buschi - für meine private Tasche, nicht für den Rettungsdienst.
Ich sehe das wie peit, aber wer meint, dass er sich fürs Blutdruckmessen ein Littmann zulegen muss...soll er doch, ist ja nicht mein Geld. ;-) Aber übertrieben ist es schon.
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

04.01.2011, 10:59
Also ich Teile die Meinung von peit voll und ganz.
Und dem Ganzen einen noch nicht genannten Aspekt zu verleihen : bei uns ist es möglich, die Oliven jederzeit auszuwechseln - dies praktiziere ich z.B. und brauche die Teile so nicht mal zu reinigen ... :]

Gruß Jürgen
Zuletzt geändert von Onkel Juergen am 04.01.2011, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.

04.01.2011, 12:40
Also ich denke, es gibt wichtigere Themen als sich darüber zu unterhalten, wer nun aus was für Gründen lieber ein eigenes Sthethoskop benutzt und wer das von der allgemeinen Ausrüstung nimmt...

Auch finde ich es selten dämlich, allein anhand der Tatsache, dass ein Kollege ein Stethoskop um den Hals hängen hat, darauf zu schließen, dass er besonders "einsatzgeil" wäre oder sich "oberwichtig" fühlen würde.

Das ist doch Kinderkram...

Ich habe meist auch mein eigenes Stethoskop dabei. Dies liegt auf dem Armaturenbrett im RTW. Wenn ich jetzt zu einem Notfalleinsatz fahre, hänge ich mir das kurz vor Erreichen des Einsatzortes auch um den Hals.

Durch die Nutzung des eigenen (günstigen Doppelkopf-) Stethoskopes kann ich mir sicher sein, dass das dies auch funktionsfähig ist (habe bei der Kontrolle schon gerissene Membrane bzw. Quetschstellen/-brüche (Koffer) auf den RTW-Stethoskopen entdeckt, von dem Problem mit der Hygiene mal ganz zu schweigen). Zumindest hat man dann eine Rückfallebene.

Wenn man regelmäßig den Blutdruck nachkontrolliert, macht es Sinn, sich das Hörrohr um den Hals zu hängen, weil es bequemer ist und es so immer zur Hand ist.

Ich weiß, dass einige Ärzte es anscheinend als Angriff auf ihr "Statussymbol" sehen, wenn Assistenzpersonal auch ein Stethoskop um den Hals hängen hat. Völliger Schwachsinn. In anderen Ländern (gerade am anglo-amerikanischen Raum) haben die meisten im Gesundheitsdienst tätigen Personen ein Hörrohr um den Hals hängen, ohne dass es jemanden stört oder sich jemand angegriffen fühlt. Scheint eine deutsche Eigenart zu sein...

Wenn ich das Gerät im RTW nicht brauche, um ständig nachzumessen, lege ich es meist auf die Ablage.

Natürlich ist es aber meist nicht nötig, mit Stethoskop um den Hals in der Notaufnahme zu erscheinen...

Und zur Not kann man angeblich sogar ohne eigenes Stethoskop Dienst machen... :]
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 04.01.2011, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

04.01.2011, 12:57
Auch wenn ich Arzt wäre, würde ich mir nen Stethoskop im Einsatz nicht um den Hals hängen. Während es in der Klinik vielleicht noch mäßig praktisch sein mag, habe ich spätestens wenn ich in nen Straßengraben zum Verunfallten muss o.ä. genug damit zu tun mein eigenes Gleichgewicht zu halten - da muss ich dann nicht noch nen Stethoskop um den Hals balancieren.
Abgesehen davon interessiert der dritte Herzton im Straßengraben meist nur peripher - wenn überhaupt einer vorhanden ist, dann wird das in aller Regel reichen.
Und in den Fällen, wo mal eine internistische Differenzialdiagnose gefragt ist, hat der Notarzt dann auch genug Zeit sich sein Stethoskop aus der untersten Jackentasche herauszuwühlen oder aus dem NEF bringen zu lassen...

Das ich das Argument mit der Hygiene für vorgeschoben halte hatte ich ja bereits angeführt. Und wenn ich für defekte Geräte ne Rückfallebene privat mitnehmen will, dann würde ich bei den essenziellen Dingen anfangen: Defibrilator und RTW-Motorblock - auf ein Stethoskop kann ich zur Not auch verzichten (für den Fall, dass alle - bei uns wären das dann 3-4 Stück - zwischen Schichtbeginn und Einsatz kaputt gegangen sein sollten).

"Also ich denke, es gibt wichtigere Themen als sich darüber zu unterhalten, wer nun aus was für Gründen lieber ein eigenes Sthethoskop benutzt und wer das von der allgemeinen Ausrüstung nimmt..."
Jup, dabei gebe ich dir recht. Aber wenn wir ab jetzt nur noch wichtige Themen diskutieren würden, wäre das Forum vermutlich bald recht verwaist...

Warum bringt eigentlich niemand das Argument "Gewohntheit"? So wie ich lieber meinen eigenen Kugelschreiber benutze und mein eigenes Arzneimittel pocket - obwohl beides überall schon herumliegt... *Das* fänd ich ein vernünftiges Argument...

04.01.2011, 13:16
Original von peit
Warum bringt eigentlich niemand das Argument "Gewohntheit"? So wie ich lieber meinen eigenen Kugelschreiber benutze und mein eigenes Arzneimittel pocket - obwohl beides überall schon herumliegt... *Das* fänd ich ein vernünftiges Argument...


Gewohnheit? Die ist aber doch auch antrainiert, also wenn ich jahrelang das Stethoskop vom Auto nehme, brauche ich mein eigenes wirklich nicht.
Und Kugelschreiber sind immer Mangelware, da brauche ich mehrere eigene in der Tasche. ;-) Das verhält sich bei einem Stethoskop irgendwie anders, davon sind mindestens drei auf dem Auto.

Original von Hajo Behrendt
Zumindest hat man dann eine Rückfallebene.


Wir hätten dann vier, wie praktisch...zumal man ja vor dem Einsatz das Material überprüfen sollte und nicht während des Einsatzes. Hast du dann auch EKG, Medumat, Absaugpumpe etc. immer dabei?

Edit: Verdammt, ich hab mir zu viel Zeit gelassen mit dem Schreiben, also habe ich den ersten Absatz noch hinzugefügt. ;-)
Zuletzt geändert von Wie am 04.01.2011, 13:18, insgesamt 3-mal geändert.
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

04.01.2011, 13:57
Original von peit
Warum bringt eigentlich niemand das Argument "Gewohntheit"? So wie ich lieber meinen eigenen Kugelschreiber benutze und mein eigenes Arzneimittel pocket - obwohl beides überall schon herumliegt... *Das* fänd ich ein vernünftiges Argument...


@ Wie
Ich würde aus dem Beitrag von peit hier Ironie lesen, durch die beiden Sternchen bei dem *Das* unterstrichen.

04.01.2011, 14:07
Ich habs:

FAULHEIT!...

...Ständig das Gemeinschaftsstethoskop zu kontrollieren und zu reinigen.

Die Zeit (für die Reinigung) kann ich auch anderweitig nutzen...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

04.01.2011, 14:13
Original von Neil
Original von peit
Warum bringt eigentlich niemand das Argument "Gewohntheit"? So wie ich lieber meinen eigenen Kugelschreiber benutze und mein eigenes Arzneimittel pocket - obwohl beides überall schon herumliegt... *Das* fänd ich ein vernünftiges Argument...


@ Wie
Ich würde aus dem Beitrag von peit hier Ironie lesen, durch die beiden Sternchen bei dem *Das* unterstrichen.


Nö, Gewohnheit ist vielleicht nicht das schlagkräftigste aller Argumente, aber mit Sicherheit eines der nachvollziehbarsten und ehrlichsten.

04.01.2011, 14:29
Böse Zungen würden behaupten das Gemeinschaftsstethoskop schaut nur so aus, weil es alle so machen, wa?
:D

Um aber noch was sachliches beizusteuern:
Das ist irgendwie eine Diskussion die sich v.a. in Deutschland und Österreich so findet.
Zumindestens für die Ostschweiz kann ich sagen,dass "eigene" Stethoskop durchaus akzeptiert, von einigen Arbeitgebern sogar vorausgesetzt bzw. wird gelegentlich gestellt.
Im anglo-amerikanischen Raum Verhält es sich ebenso.

Das mag daran liegen, dass sich dort genug nicht-ärztliches Personal (beim ärztlichen Personal ist es ja selbst in .de eigentlich Standard) findet, dass auch Sachen "hört" die man mit dem 08-15 Schwesternstethoskop vermutlich nicht hört.

Ein Hauptargument für das eigene Stethoskop fehlt mir hier aber: Die Gewöhnung.
Bis man wirklich vernünftig mit den Geräten arbeiten kann braucht es einfach seine Zeit, der Benutzer muss sich mehr oder minder doch immer an die Geräte gewöhnen.
Grade wenn man eben immer in unterschiedlichen Bereichen arbeitet macht es daher sinn anstatt ständig wechselnder Rahmenbedingungen immer die selben zu verwenden.

Wo das dann getragen wird ist eigentlich wurscht, seit mir net böse, aber dieses "der trägts immer um den Hals, der ist ein Neurotiker" Gewurschtel ist einfach nur peinlich, es handelt sich primär um eine Geschmacks und Umständefrage.
Ich kenne viele Profilneurotiker die ihr Stethoskop in der Tasche tragen, ich kenne viele die gar keines haben. Und ich kenne viele Kollegen die ihr Stethoskop um den Hals tragen und ganz sicher keine "Neurotiker" sind.
Von der Tatsache, dass es schlichtweg auch Uniformen gibt, bei denen ein Stethoskop nicht beschädigungsfrei entnommen werden kann ganz zu schweigen.
Ähnlich ist es mit der Littmann Sache...Es gibt Leute die kaufen von ihrem Bekleidungsgeld Baumarktsicherheitsschuhe, es gibt Leute die kaufen sich Haix. Braucht es die unbedingt? Nein, in den Baumarktschuhen kannst du genauso gut retten. Aber

Ich persönliche trage mein Stethoskop (so ich denn eins habe...ich bin erst seit Weihnachten wieder im Besitz eines Stethoskops, dass Vorgängermodell wurde mir ziemlich dreist im Schockraum geklaut) da wo es mir passt.
Das kann je nachdem wo ich unterwegs bin um den Hals sein, in der Jackentasche, in der Beintasche des Overalls, in der Oberschenkeltasche, in der Hand...Oder ich habe gar keins dabei...
So what?

Ein bisschen Toleranz tut da evtl. Not.

04.01.2011, 15:46
1. Ich finds geil wie manche hier betonen wie Sinnlos dieses Thema ist, und dann sich Verteidigen weil sie gerne ihr Stethoskop tragen möchten.

2. Sicherlich gibts Momente und Situationen wo man eben auf die Schnelle sich das Ding inne Tasche stopft oder um Hals hängt. Aber doch bitte nicht als Dauerlösung!
Es ist richtig das in USA z.B. das Stethoskop nunmal an den Hals gehört. Dort sind Feuerwehrmänner aber auch Helden, und das prolletische Übertreiben findet auf ganzer Linie statt. Das merk ich auch schon in England.

Ich persönlich mag den deutschen RD, eben weil er auf den Boden geblieben ist (größtenteils). Keine Helden die täglich Säuglinge aus brennenden Autos ziehen, sondern Menschen deren (oft unter bezahlter, rechtlich schlecht abgesicherter) Beruf den Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen bedeutet. Wenn andere gern nach USA gucken, und auch gerne Held wären: Bitte.

3. BTT: Zum Blutdruckmessen würd ich mir kein Eigenes holen. Wenn mann gerne mehr hören möchte (Lungen, Abdomen) bitte. Nur erkenne ich keinen Vorteil draus. Mir wurde auch eins geschenkt (ein Littman, was sonst), das hänge ich aber nur über meine private Türklinke wenn ich ungestört sein will :D

OT: @Hajo: Misst du immer auskultatorisch wenn möglich? Nicht nach dem ersten Wert oszillometrisch? Rechnest du dir ggf. dann den MAD aus?
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

04.01.2011, 19:00
Sorry, aber hast du außer Polemik (Böses Amerika, fast böses England) noch sachliche Argumente?

abgesehen: Ich glaube du meinst palpatorisch, ozillometrisch misst wenn dann die Maschine (und die rechnet dir im Regelfall ja den MAP aus...was der damit zu tun hat ist mir aber schleierhaft)

04.01.2011, 19:11
Wieso böse? Es ist eine andere Kultur, wo anders mit solchen Sachen umgegangen wird. Ob das gut oder schlecht ist, sei jedem selbst überlassen. Ich persönlich mag eher die "deutsche" Einstellung dazu. Das heist nicht das ich mein Land (England) nicht mag. Und trotzdem kotzt es mich an wenn ich zu Oft die Flagge des St. George oder den Union Jack sehe.
Also diskreditiere bitte nicht meinen ganzen Beitrag.



Danke für die Aufklärung, ich meinte den Satz jedoch genau so wie ich ihn schrieb. Palpatorisch würde bedeuten das man garkein Stethoskop braucht, und nur den systolischen Wert ergeben. Macht wenig Sinn in diesem Kontext.

Ich weis das Hajo meist den ersten BD Wert auskultatorisch (das heist mit den Ohren) ermittelt wo möglich. Er sprach von wiederholtem Messen mit Stethoskop, das heist, ohne Maschine... Und dann stellt sich mir die Frage ob er dann ggf. den MAD sich selbst ausrechnet (bei entsprechenden Krankheitsbildern).
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

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