Burngel

Tasche, Rucksack oder Koffer? AED ja oder nein? Ist eine Trage wirklich notwendig? Dienstkleidung? Warnwesten? Wo einkaufen? Alle diese Fragen und alles Weitere, was mit eurer Ausrüstung zu tun hat, findet hier Platz!

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14.08.2010, 22:46
Hi, ich weiß, das dieses Thema schon mal kurz angeschnitten worden ist, aber mal genauer: Burngel? Welche Vor und Nachteile hat es denn nun, verschlechtert es wirklich den Heilungsverlauf und lindert es überhaupt effektiv Schmerzen? Und ab wann ist es sinnvoll und wann nicht mehr(z.B. meine ich grad und KOF)?
Habe mich entgültig verabschiedet!!!

14.08.2010, 23:01
Für private anwendung oder im SSD?
Im SSD ist es meiner meinen nach garnicht sinnvoll (medikamentengabe und so ;) )
Ansonsten habe ich selber damit nicht so viel Erfahrung gemacht, gar keine, um ehrlich zu sein, ich habe aber gehört, dass es eher unpraktisch sein soll, da es angeblich die Wunde verklebt.

14.08.2010, 23:10
Ums direkt zu sagen, ich habe mit BurnGel bisher herzlich wenig zu schaffen gehabt.

Allerdings wurde während meiner Ausbildung zum Sanitäter explizit darauf hingewiesen, dass wir BurnGel nicht anwenden sollen, denn es würde zu einer unkontrollierten Abkühlung kommen, zudem wäre es späterhinaus recht schwer die Pampe wieder sauber aus der Wunde zu bekommen. (Scheinbar aus diesem Grund wird in meiner Region hier kein BurnGel verwendet, in keinem SSD (kann ich dir mit Sicherheit sagen) und nicht beim ASB. Über DRK und MHD kann ich nur Vermutungen anstellen.)

Wenn du etwas zur Versorgung von Verbrennungen mitnehmen möchtest, eine Flasche Wasser ist doch sowieso dabei? Und zum Kühlen allgemein eignen sich für unterwegs die Sofort-Kälte-Packs.

Edit: Rechtschreibung.
Zuletzt geändert von David am 14.08.2010, 23:13, insgesamt 2-mal geändert.

15.08.2010, 08:29
OK, danke.
Habe mich entgültig verabschiedet!!!

15.08.2010, 12:08
Also die Verwendung von speziellen Verbänden und/oder Wundauflagen mit Gel oder dem Gel als solches in Verbindung mit normalen Verbandstoffen ist ja bekanntlich sehr umstritten. Grundsätzlich war man zunächst sehr begeistert davon, dann kam die Phase des Nachdenkens und Verteufelns und nun sind wir irgendwo dazwischen.

Die Produkte werben ja mit einem besonders effektivem und gut kühlendem, einem wundheilungsförderndem, einem antiseptischen und einem analgetischen Effekt. Grundsätzlich kann man auch davon ausgehen, dass das alles so stimmt, allerdings ist es fraglich ob man diese Effekte braucht.
Bei kleineren Verbrennungen (niedrige VKOF% und max. Grad IIa) an unkritischen Regionen (nicht Gesicht, Genitalbereich, etc.) ist es sehr sinnvoll - besonders im privaten Hausgebrauch. Da habe ich die Produkte auch schon genutzt und war sehr zufrieden.
Bei allen größeren Ereignissen ist gerade der kühlende Effekt ein Problem. Tatsächlich wird nämlich ein Großteil von Verbrennungspatienten mit einer Hypothermie ins Klinikum eingeliefert. Sprich es wurde übermäßig stark gekühlt, was wiederum das Outcome deutlich reduziert (gehe ich auf Wunsch gerne auch genauer drauf ein).
Im Rettungsdienst kommen dann noch ganz andere Aspekte hinzu: Eine sinnvolle Kühlung erreicht man nur in den ersten Minuten nach dem Ereignis. Wenn der Rettungsdienst vor Ort ist, brauch man nicht mehr kühlen. Analgesie läuft im Rettungsdienst und grad bei solchen Traumen nicht über irgendwelche Gels, sondern entsprechende i.v.-Medikamente. Also noch ein Punkt, den man vernachlässigen kann. Bleibt noch der Punkt der besseren Wundheilung. Der ist zum einen umstritten und zum anderen mögen aufnehmende Ärzte es gar nicht wenn an einer Wunde rummanipuliert wurde. Das erschwert eine angemessene Beurteilung. Und zum Thema antiseptische Wirkung kann man auch nur sagen, dass Verbandmaterial auch keimfrei verpackt und die Wunde damit keimarm versorgt werden kann und im Klinikum wird dann eh eine antibiotische Therapie begonnen falls notwendig.

Also Fazit:
Privat und für kleinere Wunden: Ja!
Dienstlich: Nein, da nicht wirklich effektiv!
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Alex
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!"

15.08.2010, 17:32
Wenn man so argumentiert, müsste man ja auch sagen: Im Sanitätsdienst ja, weil wir deutlich schneller als der Rettungsdienst vor Ort sind und quasi als Ersthelfer fungieren.

Warum also im privaten Bereich ja, im Dienstlichen nein?

Dann müsst man kosequent sagen: Für den RTD Quatsch, da haben wir uns wieder von Vertretern einlullen lassen, also weg damit.

Für den privaten Gebrauch und für Sanitätsdienste allerdings gut, da bis zum Eintreffen des RTD keine besseren Möglichkeiten zur Verfügung stehen und die Kühlung hier einen wesentlich höheren Stellenwert hat...

Ich halte von den Dingern persönlich auch nichts. Alleine der bestialische Menthol-Gestank beim Water-Jel...

Viel zu teuer für viel zu wenig positiven Effekt!

Wir verwenden im SSD aluminiumbedampfte Verbandtücher/Kompressen, die mit NaCl getränkt werden.

Eine NaCl-Infusionslösung (OHNE Zugänge!) ist dafür in der Ausrüstung echt praktisch: Zum kühlen, Wunden reinigen und Augen spülen. So hat man immer einen halben Liter Wasser mit vor Ort und muss nicht auf die Suche gehen...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

15.08.2010, 18:27
Stellt sich halt die Frage in wie weit die Anwendung von speziellen Kompressen den Patienten tatsächlich unterkühlt.
Denn im Prinzip wird nur eine relativ geringe Menge (im Vergleich zur Wasserkühlung) eines Gels aufgetragen, dass anfangs etwa 20° hat. Dieses Gel erwärmt sich natürlich durch den Hautkontakt und kühlt diese natürlich auch etwas runter, es stellt sich jedoch ziemlich schnell ein Gleichgewicht her.
Nun bleibt noch der Aspekt der Kühlung durch verdunsten, dieser fällt jedoch aufgrund der Aggregatsform deutlich geringer aus als bei Flüssigkeiten (ich mach mal unkorrekter Weise Gel zu einer Aggregatsform).

Für mich persönlich der größte negative Punkt sind die hohen Kosten.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen


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