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Betreuung durch ärztliches Personal
Verfasst:
08.12.2011, 21:50
von Tone Bone
Was mir schon längere Zeit auf den Nägeln brennt:
Gibt es Schulsanitätsdienste, die von einem/mehreren Ärzten betreut werden? Falls ja, in welcher Form kann man sich eine solche Betreuung vorstellen?
Was haltet Ihr generell von der Idee, dass ein Arzt mit in die Betreuung von Schulsanitätsdiensten einbezogen wird? Welche Aspekte der Versorgung stellt Ihr Euch als interessant und mit einem positiven Nebeneffekt vor, welche Nachteile oder Probleme sind u.U. hiermit verbunden?
Auf eine interessante neue Diskussion (an der gerne auch ehemalige Schulsanis oder die ärztliche Seite teilnehmen darf!)
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Verfasst:
08.12.2011, 22:55
von Hajo Behrendt
Ja, haben wir im Bereich der medizinischen Entscheidungen.
Hauptsächlich ist die Ärztin in die Qualitätssicherung eingebunden und nimmt Sanitätsprüfungen mit ab. Gelegentlich nimmt sie auch an Sanitätsdiensten teil, wenn Not am Mann ist.
Wichtig ist hier aber, dass sich nicht jeder Arzt für die SSD-Betreuung eignet. Wünschenswert ist natürlich eine notfallmedizinische Qualifikation...
Verfasst:
08.12.2011, 23:00
von Choleos
Unsere Schulsanis werden von einem RA/RS Team betreut und ausgebildet. Bei meiner Malteser Gliederung werde ich seit meiner Ausbildung von einem Notarzt betreut, der auch Gruppenabende organisiert.
Bis der Arzt sich im Notfall in der Schule einfindet wird auch RD vor Ort sein, er kommt damit zu spät...
Also Ausbildung und Betreuung durch einen Arzt find ich gut, dass ein Arzt die Behandlung von bestimmten Patienten übernimmt halte ich eher für schwer realisierbar, allenfalls könnte der SSD die mysteriösen Bauchweh-Patienten beim Arzt ins Wartezimmer setzen, aber ich glaube das meintest du nicht.
Verfasst:
09.12.2011, 09:44
von Tone Bone
Also Ausbildung und Betreuung durch einen Arzt find ich gut, dass ein Arzt die Behandlung von bestimmten Patienten übernimmt halte ich eher für schwer realisierbar, allenfalls könnte der SSD die mysteriösen Bauchweh-Patienten beim Arzt ins Wartezimmer setzen, aber ich glaube das meintest du nicht.
Genau, sowas meinte ich auch nicht.
Hajo hat das eigentlich treffend beantwortet, worauf ich mit meinen Fragen hinauswollte.
Ich meinte übrigens nicht nur Ausbildung, die ein Arzt übernimmt; häufig fehlt dafür die Zeit, bsps. eine komplette Schulsaniausbildung zu übernehmen. Einzelne Termine zu bestimmten "spezielleren" Themen können natürlich Ärzte besonders gut realisieren, ebenso wie Nachbesprechungen von Einsätzen oder Krankheitsbildern.
Dass sich bestimmte Ärzte besonders gut für solch eine Aufgabe eignen, sollte, denke ich zumindest mal, klar sein; wie sieht eig. bei Euch diese Seite der Qualitätssicherung durch einen Arzt aus, Hajo? Guckt sich der Arzt/die Ärztin regelmäßig Einsatzberichte bzw. -protokolle an? Oder gibt er/sie sogar auch bestimmte Maßnahmen nach Algorithmen für die Schulsanitäter frei?
Verfasst:
09.12.2011, 19:18
von Don Spekulatius
Dass ein Arzt die komplette Ausbildung übernimmt, halte ich für unnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Pädagogisch ist es IMHO besser, wenn die Ausbildung von jemandem übernommen wird, der sich eher noch in die Sanitäter hineinversetzen kann.
(Außerdem wäre es eher die Ausnahme, einen Arzt zu finden, der einen solchen Aufwand ohne entsprechende Honorierung betreibt)
Für bestimmte Teilaspekte wäre es sicher sinnvoll, einen Arzt als Referenten zu gewinnen.
Bevor man jetzt auch noch im SSD ein QM-System einführt, sollte man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man sich die Fallbeispiele hier mal ansieht und annimmt, dass die tatsächlichen Fälle, mit denen man an einer Schule konfrontiert wird, eher noch unspektakulärer sind, dann sehe ich weder die Notwendigkeit eines festen QM-Systems noch einer Balint-Gruppe für die Verarbeitung der Ereignisse. Wenn es tatsächlich einmal notwendig sein sollte, dann wird es bei der statistischen Verteilung von Medizinern in der Bundesrepublik doch auf der Schule ein Kind geben, dessen Eltern Mediziner sind und die sich vielleicht einmal für Nachfragen zur Verfügung stellen.
Verfasst:
10.12.2011, 14:44
von Wie
Original von Don Spekulatius
Bevor man jetzt auch noch im SSD ein QM-System einführt, sollte man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man sich die Fallbeispiele hier mal ansieht und annimmt, dass die tatsächlichen Fälle, mit denen man an einer Schule konfrontiert wird, eher noch unspektakulärer sind, dann sehe ich weder die Notwendigkeit eines festen QM-Systems noch einer Balint-Gruppe für die Verarbeitung der Ereignisse.
Balint-Gruppe "Schulsanitätsdienst" - ich schmeiß mich weg. Dann aber bitte auch interdisziplinäre Qualitätszirkel, ja? ;-)
Verfasst:
11.12.2011, 11:22
von krumel
Balint Gruppe? Sir, you made my day!
Verfasst:
11.12.2011, 11:49
von madhef
Eine Balint-Gruppe dürfte doch etwas zu weit gehen.
QS findet jedoch bereits im Kleinen statt und mach (in Maßen) auch bei einem SSD Sinn.
Bei uns gibt es derzeit zum Beispiel Vorgabewerte für die Behandlung. Ziel ist es einen Schüler, der anschließend wieder am Unterricht teilnimmt im Schnitt in 10 Minuten abgearbeitet zu haben. Schüler, die aus dem Unterricht entlassen werden (abgeholt durch Eltern, RD, ...) sollen im Schnitt in 30 Minuten abgearbeitet sein.
Einsätze, die über die Durchschnittsvorgaben gehen werden durch die SSD-Leitung nochmals gesichtet. Wird diese Zeit um mehr als 50% überschritten erfolgt grundsätzlich eine Rücksprache mit dem behandelnden Team bzw. dessen Teamleiter um die Gründe dafür zu ermitteln und um ggf. Verbessungsmöglichkeiten zu erörtern.
Zudem werden bei uns derzeit ältere Einsätze ausgewertet und die vorgefundene Lage mit den (protokollierten) Maßnahmen vergleichen.
Als erster Folge daraus haben wir ein neues Protokoll entwickelt, welches ab dem 2. Halbjahr Verwendung finden wird um mangelhafte Protokollierung zu minimieren. Als zweites werden im zweiten Halbjahr auf den Leitsymptomen basierende SER erarbeitet werden. In folge soll dann auch ein Soll/Ist-Vergleich erfolgen.
Eine Auswertung das Patientenzustandes analog MEES dürfte bei einem SSD jedoch zu keinem brauchbaren Ergebnis führen.
Verfasst:
11.12.2011, 13:00
von Don Spekulatius
Typisch deutsche Lösung. Wenn man sich fragt, warum jemand zu lang für eine Tätigkeit benötigt, dann lässt man ihn zusätzlich zu seiner unveränderten Arbeit noch ein Protokoll ausfüllen, um zu erklären, warum er länger braucht.
Verfasst:
11.12.2011, 13:12
von madhef
Original von Don SpekulatiusTypisch deutsche Lösung. Wenn man sich fragt, warum jemand zu lang für eine Tätigkeit benötigt, dann lässt man ihn zusätzlich zu seiner unveränderten Arbeit noch ein Protokoll ausfüllen, um zu erklären, warum er länger braucht.
Keine Angst, da wird kein neues oder zusätzliches Protokoll ausgefüllt. Das läuft letztlich auf eine einfache Rückfrage heraus (Aufwand i.d.R. <2 Minuten). Fast immerl gibt es ja auch einen guten Grund für die längere Dauer.
Ganz selten mal besteht aufgrund so einer Sache längerer Unterhaltungsbedarf, und wenn doch, so stellt sich meist heraus, daß das zugrunde liegende Problem seltenst beim Team liegt sondern eher systembedingt ist. Und dann kann es u.U. notwendig sein daran zu basteln.
Das mit dem neuen Protokoll bezog sich auf ein neues Einsatzprotokoll, welches besser auf unsere Anforderungen zugeschnitten ist und auch vieles was man früher per Hand eintragen mußte (sofern man denn daran gedacht hat ;-) ) nun als Checkbox beinhaltet.
Aber die von dir beschriebenen Aktionen kenne ich auch. Damals beim Bund mußte ich allein eine Überstunde im Monat machen um den Überstundenzettel des Monats auszufüllen. ;-)
Verfasst:
21.12.2011, 13:47
von Notfallhelfer
Unser Schulsanitätsdienst wird ebenfalls durch einen Arzt betreut, der auch die komplette Ausbildung übernommen hat.
Vor etwas längerer Zeit war er auch mal als Notarzt tätig, wodurch er sich ganz gut in der Materie auskennt
Er ist auch immer für unsere Schulsanitäter da wenn was ist und man kann mit ihm auch über alles reden.
Und nicht zu vergessen: Die viele Zeit, die er in unseren Schulsanitätsdienst investiert, ist natürlich ehrenamtlich. Wenn man dann mal bedenkt, dass er ca. 7 Schulsanitätsdienste betreut
Verfasst:
21.12.2011, 15:46
von Piet95
Mein SSD wurde nicht von einem Arzt betreut. Aber ich war froh, dass eine Rettungssanitäterin unseren Kurs geleitet hat. Hätte mein Hausarzt diesen Kurs geleitet, was hätte uns das gebracht? Was hätte das für uns für einen Nutzen gehabt? Sicher er hat auch ein enormes Fachwissen, aber er ist nunmal nicht so oft wie Rettungsdienstler mit Notfällen konfrontiert. Außerdem sind spezielle Arbeitsabläufe, zum Beispiel die Grundlagen Rettungswagen (Wo ist was?) mit Rettungsdienstlern einfach viel besser zu erlernen. (Zumindest ist das meine Meinung und Erfahrung)
Verfasst:
21.12.2011, 17:22
von Don Spekulatius
Geht das schon wieder los. Such mal nach dem Thread, in dem ich mit Zeuschen lange darüber diskutiert habe, ob man als 16 jähriger sich anmaßen sollte, über die Notfallkompetenz eines Arztes zu richten.
Verfasst:
21.12.2011, 17:24
von Hajo Behrendt
Original von Tone Bone
(...) wie sieht eig. bei Euch diese Seite der Qualitätssicherung durch einen Arzt aus, Hajo? Guckt sich der Arzt/die Ärztin regelmäßig Einsatzberichte bzw. -protokolle an? Oder gibt er/sie sogar auch bestimmte Maßnahmen nach Algorithmen für die Schulsanitäter frei?
Alle Notfallprotokolle werden am Ende eines Kalenderjahres an die Ärztin weitergegeben. Stichprobenartig werden diese gelesen, bei Unklarheiten wird da auch mal nachgefagt.
Zeichnen sich in bestimmten Situationen wiederholt Probleme ab, wird dies zukünftig in der Ausbildung besser thematisiert bzw. der Ausbildungsplan überarbeitet.
Für die HelferInnen ist es natürlich auch ein Ansporn, die Protokolle vernünftig auszufülllen. Schließlich müssen sie sonst mit Nachfragen ärztlicherseits rechnen...
Auch werden in der Tat bestimmte Algorytmen und Maßnahmen für Sanitäts- oder Rettungsdienstpersonal freigegeben.
Hierzu zählen z.B. der Einsatz des Larnyxtubusses bei Atemstillstand, die Sauerstoffgabe durch Sanitätskräfte, die Defibrillation mit AED-Geräten und Halbautomaten oder die Wunddesinfektion bei Bagatellverletzungen.
Aktuell diskutiert wird z.B. die Freigabe von Adrenalin-Autoinjektoren für Sanitätskräfte im Falle eines allergischen Schocks. Wie das entschieden wird ist aber noch unklar (bevor hier das große Geschreie losgeht)...
Verfasst:
21.12.2011, 18:11
von Piet95
Don schön das du dich auch konstruktiv in das Gespräch einschaltest
Ich habe hier nicht über die Notfallkompetenz eines Arztes geurteilt, ich habe lediglich gesagt, dass jemand aus dem Rettungsdienst einfach mehr Notfälle am Tag bearbeitet als der durchschnittliche Stadt-Hausarzt. Ich weiß ja nicht inwieweit du mir da widersprechen willst, aber ich halte das einfach mal für einen Fakt
Wer könnte dich besser auf einem Rettungswagen einweisen? Der Rettungsassistent der (fast) jeden Tag darauf arbeitet oder ein Hausarzt der so ein Ding eventuell nur ein paar mal von innen gesehen hat?
Etwas anderes hab ich gar nicht behauptet.