Sanitätsbetreuung auf Zeltlagern

Egal ob Sportveranstaltung, Schultheater, Tag der offenen Tür oder einfach nur der tägliche Ablauf im SSD. Hier könnt ihr über organisatorische Dinge plaudern.

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24.03.2011, 20:09
Allerdings sollte das auch nicht heißen, dass ich als HiOrg jetzt jede Spanienfreizeit ab 500 Kinder mit nem RTW und nem KTW begleite. Wie stellt ihr euch das denn vor?

Deshalb sage ich ja auch nur, dass man angemessen Personal und Material zur Verfügung stellt ;) .

24.03.2011, 20:26
Irgendwie habt ihr da jetzt etwas falsch verstanden.

Ich habe für die beschriebene Veranstaltung lediglich von EINEM RTW und EINER Sanitätsstreife (2 Helfer) mit einem kombinierten Aufenthalts- und Behandlungszelt gesprochen. (Bitte genau lesen...)

Ein RTW lohnt sich vor allem natürlich dann, wenn die evtl. notwendigen Einsätze selbst abgerechnet werden können und so dem Konto der HiOrg Einnahmen verschaffen.

Ich denke, ein- bis zweimal wird man auf der beschriebenen Veranstaltung wohl externe Hilfe benötigen. Wenn man die Touren dann selbst fahren und abrechen kann, würde das (unseren (ländlichen) Satz zugrundegelegt) ca. 600-1200 Euro Einnahmen bedeuten.

Wenn der HiOrg nun eh ein ehrenamtlicher RTW (oder zumindest KTW = weniger Geld) zur Verfügung steht (und dieser gemäß RDG besetzt werden kann und nicht anderweitig benötigt wird), würde ich schon empfehlen, den mitzunehmen.

Auf jeden Fall sollte eine Person mit Rettungsdienstausbildung dabei sein, die Ahnung von kleinen Wehwehchen hat und "hausärztliche" Probleme gut einschätzen kann.

Ein (junger) SanHelfer ist dafür in meinen Augen wahrscheinlich nicht hinreichend qualifiziert.
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 24.03.2011, 20:27, insgesamt 1-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

24.03.2011, 20:54
Lieber Hajo, man kann nicht einfach auf eine Veranstaltung einen RTW oder sonstwas mitnehmen und einen Verletzten/ Erkrankten dann eigenständig irgendwo hin karren - jedenfalls innerhalb Deutschlands. Dann könnte ja jeder x - beliebiger Veranstalter von Konzerten usw. ähnlich handeln und das würde die Rettungsdienstorganisation des betreffenden Kreises sicher nicht besonders witzig finden ... ;)

24.03.2011, 21:06
Ja richtig. Das Lager von dem ich rede findet nicht in unserer Stadt statt.... Also hat sich das Thema transportieren für mich erledigt.

24.03.2011, 21:07
@Jürgen:
Das sag mal den Herrschaften von Akkon-Krankentransporte...die haben das hier zum Sport gemacht...
Zuletzt geändert von LevSani am 24.03.2011, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

24.03.2011, 21:09
Beim Rosenmontagsumzug in Mainz mit einer halben Million Besuchern hatten wir etwa 600 Hilfeleistungen. Wenn man nun bei 2000 Jugendlichen in einem Zeltlager auf 400 Hilfeleistungen kommt, dann beginne ich doch wirklich, an der Gesundheit der jungen Menschen in Deutschland zu zweifeln. Wahrscheinlich 380x Alkoholintox und 20 ungewollte Schwangerschaften.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

24.03.2011, 21:18
Original von LevSani
@Jürgen:
Das sag mal den Herrschaften von Akkon-Krankentransporte...die haben das hier zum Sport gemacht...


Für solche Fälle gibt es da eine Anlaufstelle - nämlich die Aufsichtsbehörde für den öffentlichen Rettungsdienst
des jeweiligen Kreises. Wenn es Beanstandungen gibt einfach dort melden und dann wird man sich schon kümmern. Jedenfalls ist das hier bei uns so ;)

24.03.2011, 21:20
Das die (neuen) Rettungsdienstbetreiber das nicht witzig finde, glaube ich dir gerne.

Nur gibt es weit verbreitet Altverträge, die oft direkt mit den Landkreisen abgeschlossen wurden.

Demnach dürfen in einigen Regionen die Hilfsorganisationen Transporte von Sanitätsdiensten aus direkt in Krankenhaus fahren, ohne an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben zu müssen. Diese Fahrten werden dann über den Leistungserbringer (den öffentlichen Rettungsdienst) abgerechnet und die Einnahmen (abzüglich einer Bearbeitungspauschale für Leitstelle und Verwaltungsdienstleistung) an die entsprechende Gliederung überwiesen. Das Entgelt kann nach Abzug pro Transport immer noch 400 bis 700 Euro betragen.

Auch sind die Disponenten in den Leitstellen tw. angewiesen, stets das nächstgelegene, geeignete, freie Rettungsmittel zu einem Notfall zu entsenden, gleich ob es sich um ein ehrenamtlich oder hauptamtlich besetztes Fahrzeug handelt.

Mehr als einmal bin ich vom Sanitätsdienst aus mit einem (abkömmlichen) Ehrenamts-RTW von einer Veranstaltung zu einem Primäreinsatz in der näheren Umgebung alarmiert worden.

Mit Sicherheit ist das aber Kreis- und wahrscheinlich oft auch Disponentenabhängig.

Im Hamburg, wo die BF dominiert, ist dieses Vorgehen wahrscheinlich undenkbar. Auf dem platten Land sieht es anders aus...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

24.03.2011, 21:40
Was für mich absolut unlogisch ist : wenn ein RTW für eine Veranstaltung zu dessen Absicherung vorgesehen ist dann kann er meiner Ansicht nach NICHT für Notfalleinsätze irgendwo in der Umgebung eingesetzt werden denn dann wäre ja die Veranstaltung für ne zeitlang sozusagen entblößt. Wenn man aber dafür zeitgleich Ersatz schaffen würde könnte es gehen - aber auch das klingt für mich widerum unsinnig bis schwachsinnig.
Aber mal ganz ehrlich - mir ist das alles sowas von egal was da draußen so alles veranstaltet wird :]

Und grade weil in HH die BF das Sagen hat klappt hier nämlich alles vorzüglich - auch wenn andere eine ganz spezielle Meinung dazu haben - aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Zuletzt geändert von Onkel Juergen am 24.03.2011, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.

28.03.2011, 19:34
Ich habe an Karneval die Erfahrung gemacht, dass die Lst. unseren KTW(NA,RS) als First Responder vom Zug zu einem nahgelegenen Einsatz dirigiert hat, da im gesamten Kreis kein freier RTW zur verfügung stand. Es ist ebenfalls vorgekommen, dass wir einen RTW bei der Lst. angefordet haben und es kam ein NA, wiederum weil kein RTW verfügbar war.

Ich denke auf dem flachen Land muss man sich wirklich meistens helfen mit dem was da ist.

29.03.2011, 07:43
Neil, nimm's mir nicht übel, aber ich denke, dass du da irgendwas missverstanden hast... Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine LSt ein NEF anstatt eines RTW schickt... Alleine schon, weil ein NEF nicht transportieren kann. Möglich wäre höchstens, das NEF voraus zu schicken, weil der nächste freie RTW einen längeren Anfahrtsweg hat.

29.03.2011, 19:29
Mit Zeltlagern in dieser Größenordnung habe ich zwar keine Erfahrung, aber habe bei einigen Lagern mit Teilnehmerzahlen im deutlich vierstelligen Bereich mitgearbeitet.
Meine Erfahrung ist, dass die echten Notfälle (die einen RTW oder NAW-Einsatz erfordern) die Ausnahme sind - etwa je 3-4000 Teilnehmertage ein Einsatz.
Das Gros der Einsätze entspricht dem Aufkommen einer durchschnittlichen (Kinder-) Arztpraxis. Dabei gibt es ein deutliches Muster der typischen Anliegen: In der Auf- und (ein bisschen weniger) Abbauphase dominieren ganz deutlich die chirugischen Probleme: Verletzungen und offene Wunden. Im Verlauf eines Lagers nehmen dann die internistischen Probleme zu: Bauchweh (Heimweh?), Magendarm-Erkrankungen, Erschöpfung, Infektionserkrankungen. Je nach Wetterlage kommen dann noch ggf. Hitzeerkrankungen oder verstärkt grippale Infekte hinzu.
Während Patienten mit chirugischen Notfällen meist sofort in der Ambulanz erscheinen, richtet sich das Auftauchen von internistischen Patienten nach Tageszeit und Programm. Bei einem längeren Lager kommen ggf. noch Verbandswechsel und Nachkontrollen hinzu.
Hier liegt dann nämlich auch das größte Problem: Bei einem Herzinfarkt kann ich als Sanitäter mein Schema F abspulen. Bei einer Schnittwunde geht das auch noch begrenzt. Um aber zu erkennen ob Bauchschmerzen nur eine harmlose Magenverstimmung oder ein akuter Blinddarm sind benötige ich hingegen deutlich mehr Erfahrung und letztlich auch aus rechtlichen Gründen einen Arzt. Man sollte sich hier sicherlich auch der Verantwortung bewusst sein, die man als Nicht-Arzt für seinen Patienten in so einer Situation übernimmt. Während ich das für mich und mein eigenes Kind (das ich schließlich schon seit seiner Geburt kenne und auch alleine dafür verantwortlich bin) noch irgendwie hinbekomme, ist bei fremden Personen da schnell das Ende erreicht.
Findet das Zeltlager heimatnah statt, kann ich natürlich die Eltern vorbei bitten um sich um das Kind zu kümmern, bei größeren Entfernungen fällt das hingegen weg.


Daraus ergeben sich folgende Schlüsse: Für die Grundversorgung reicht ein Sanitätstrupp und ein zusätzlicher Fahrer die 24 Stunden erreichbar sind (ggf. telefonisch durch die Lagerleitung). Außerdem sollte man ein (oder zwei) "Sprechstunden" anbieten. Im Anschluss kann man dann einen Sammeltransport zum nächsten Kinderarzt durchführen. Das sollten man dann umbedingt zeitlich planen und ggf. auch bereits vorher mit dem Arzt absrechen - sonst darf man sich nicht wundern, wenn er etwas unwirsch reagiert, wenn kurz vor dem Feierabend plötzlich 10 Kinder mit Halsschmerzen und Durchfall bei ihm in der Praxis auftauchen.
Für den Sanitätstrupp der für akute Notfälle bereit steht sind vermutlich Sanitäter am besten geeignet. Für die "Sprechstunden" sollte man wenn irgend möglich auf jemand zurückgreifen, der sich mit "banalen" Erkrankungen auskennt: Krankenschwester, erfahrene Eltern, o.ä. - vielleicht gibt es unter den Eltern ja auch einen Arzt der einmal am Tag vorbeischaut?

Zusammenfassend ist so ein Sanitätsdienst sicherlich viel weniger aufregend als bei einem Konzert oder Volksfest: Ein echter Notfall wird eine Rarität sein. Die Anforderungen sind aber sicherlich mindestens genauso hoch.

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